SpecialExperts
  1. Nachrichten
  2. Experts
  3. Wie es nun um den Pakt zwischen Saudi-Arabien und Israel steht

Krieg mit Hamas: Wie es nun um den „Jahrhundertdurchbruch“ zwischen Saudi-Arabien und Israel steht
  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Politik-Experte Hans-Dieter Heumann: Zwischen Saudi-Arabien und Israel gibt es Anknüpfungspunkte, zum Beispiel die gemeinsame Abneigung gegenüber dem Iran.
dpa, Hans-Dieter Heumann Politik-Experte Hans-Dieter Heumann: Zwischen Saudi-Arabien und Israel gibt es Anknüpfungspunkte, zum Beispiel die gemeinsame Abneigung gegenüber dem Iran.
  • FOCUS-online-Gastautor
Freitag, 13.10.2023, 09:29

Die Situation in Israel spitzt sich zu, und viele Fragen sich, wie sich das Verhältnis zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn, insbesondere Saudi-Arabien, entwickeln wird. Hans-Dieter Heumann, ehemaliger Diplomat und Experte für Sicherheitspolitik, beleuchtet das komplexe geopolitische Bild. 

Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.

Wie hat sich die Beziehung zwischen Israel und Saudi-Arabien 2023 entwickelt und warum ist diese Annäherung so bedeutsam?

Israel und Saudi-Arabien haben sich gerade in den letzten Monaten vor Ausbruch des Krieges weiter angenähert, weil sie ein gemeinsames Interesse teilen: Sicherheit vor dem Iran. Der von den Revolutionsgarden unterstütze Angriff der Hamas müsste sie hierin eigentlich bestätigt haben. Saudi-Arabien sieht zudem die Vorteile, die die Normalisierung für die Ausweitung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit im Nahen Osten mit sich bringt. Die geplante militärische Zusammenarbeit wird andere arabische Staaten und vor allem die USA ins Spiel bringen. Die USA fördern die Annäherung arabischer Staaten an Israel, weil dann die eigene Verantwortung für die Sicherheit Israels leichter wird. Seit Barack Obama hat die „Wende nach Asien“, die Rivalität mit China, Vorrang vor dem Engagement im Nahen Osten.

Dies war schon die Idee der „Abraham-Abkommen“, die Donald Trump auf den Weg gebracht hatte. Die Interessen der Beteiligten treiben die Annäherung. Deshalb wird sie irgendwann weitergehen.

Wie könnte der Krieg in Israel das in Aussicht gestellte Abkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien beeinflussen?

Die Annäherung zwischen Israel und Saudi-Arabien wird durch den Krieg im Nahen Osten nicht nur beeinflusst, sie ist einer der möglichen Gründe für seinen Ausbruch. Die Hamas befürchtet zu Recht, dass die Annäherung auf Kosten der Palästinenser geht. Für Saudi-Arabien ist die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts nicht die Priorität, genauso wenig wie für andere arabische Regierungen. Sie aber müssen mit der Solidarität ihrer Bevölkerungen mit den Palästinensern rechnen. Der eigentliche Nahostkonflikt wird wieder auf die politische Agenda rücken. Totgesagte Formate wie das Nahostquartett aus USA, Russland, der EU und den Vereinten Nationen könnten wiederbelebt werden. Russland hat dies schon gefordert.

Über Hans-Dieter Heumann

Hans-Dieter Heumann
Hans-Dieter Heumann Hans-Dieter Heumann

Botschafter Dr. Hans-Dieter Heumann ist Senior Fellow am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn. Als Diplomat arbeitete er u.a. an den Deutschen Botschaften in Washington, Moskau und Paris, sowie im Planungs- und Leitungsstab des Auswärtigen Amtes. Zuletzt war er Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin. Dr. Heumann ist Autor von Büchern und Beiträgen zur Internationalen Politik. Er ist Biograph des ehemaligen Deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher.

Gab es von Seiten Saudi-Arabiens bereits offizielle Reaktionen auf die aktuelle Lage in Israel?

Es war also zu erwarten, dass Saudi-Arabien seinen Kurs der Annäherung erst einmal korrigieren muss. Es spricht sich jetzt wieder offiziell für eine Zwei-Staaten Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts aus und erinnert daran, dass es sich als Schutzmacht der Palästinenser versteht. Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman tritt einen taktischen Rückzug von der Normalisierung mit Israel an. Bei seinem Treffen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor ein paar Wochen hatten beide Regierungschefs noch von einem „Quantensprung für die Region“ gesprochen. Der Preis für diesen Vorstoß bezahlten die Palästinenser. Ihnen wurde nur noch ein „gutes Leben“, nicht aber die Zwei-Staaten Lösung versprochen.

Welche Bedeutung hat die Stellung Saudi-Arabiens im aktuellen Konflikt für die gesamte Nahost-Region?

Saudi-Arabien hat nicht nur die Annäherung an Israel im Blick, sondern auch die an den Iran. Daran erinnert das Telefongespräch, dass Mohammed bin Salman und Präsident Ebrahim Raisi einige Tage nach Ausbruch des Krieges geführt haben, und ihre gemeinsame Versicherung, die „palästinensische Sache“ zu unterstützen. Saudi-Arabien ist an der von China im März 2023 vermittelten Annäherung aus sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Gründen interessiert. Langfristige regionale Sicherheit kann sich Riad nicht in Gegnerschaft zum Iran vorstellen, so wie es die von den USA betriebenen „Abraham Abkommen“ vorsehen. Saudi-Arabien will sich auf eine breitere Palette von Partnerschaften stützen, zu denen außerhalb der Region nicht nur die USA, sondern auch China und Russland gehören. Hier berühren sich die sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Interessen. Saudi-Arabien will seinen Handel ausweiten, auch mit Europa. Nur so kann Mohammed bin Salman sein ehrgeiziges Programm verwirklichen, Saudi-Arabien bis 2030 zu einem modernen Staat und einer führenden Macht im Nahen Osten zu machen.

Häufig gestellte Fragen zu diesem Thema

Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas eine Militäroperation gegen Israel. Sie durchbrach Grenzbefestigungen, setzte Drohnen und Raketen ein und richtete verheerende Angriffe gegen Zivilisten. Über 700 Israelis wurden getötet, tausend weitere verletzt, und es wurden ...

Avatar of Joachim Krause

Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

Experten glauben, dass dieser koordinierte Angriff durch den Iran unterstützt und evtl. initiiert wurde, möglicherweise um einen Israel-Saudi-Arabien-Vertrag zu verhindern. Der Angriff könnte auch in Zusammenarbeit mit Russland geplant worden sein, um die USA von ...

Avatar of Joachim Krause

Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

Israel hat vor, die Hamas-Strukturen vollständig zu zerstören. Eine Landinvasion wird als notwendig betrachtet, trotz der Herausforderungen und ...

Avatar of Joachim Krause

Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

Die Hisbollah könnte Israel angreifen, was zu einer US-Militärintervention führen könnte. Israel könnte auch den Libanon oder den Iran angreifen. In extremen Szenarien könnte Israel sogar Kernwaffen in Betracht ziehen. Bestenfalls gelingt es Israel, den ...

Avatar of Joachim Krause

Joachim Krause

Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel und Chefredakteur von SIRIUS

Kommentare
Teilen Sie Ihre Meinung
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit.
Teilen Sie Ihre Meinung
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Updates und Ausblick: Was sich derzeit bei WhatsApp tut

Auf dem neuesten Stand

Updates und Ausblick: Was sich derzeit bei WhatsApp tut

Welche Folgen hätte ein IStGH-Haftbefehl gegen Netanjahu?

Welche Folgen hätte ein IStGH-Haftbefehl gegen Netanjahu?