Ukraine verkündet Lieferstopp: Experten warnen vor Gas-Mangel

Rund ein Drittel der Gas-Lieferungen nach Europa soll ausbleiben

Rund ein Drittel der Gas-Lieferungen nach Europa soll ausbleiben

Foto: Gleb Garanich/REUTERS
Von: Josef Forster

Die Ukraine stellt Gas-Lieferungen nach Europa ein – zum ersten Mal seit der russischen Invasion!

Am Dienstag teilte der ukrainische Netzbetreiber GTSOU mit: Die Gas-Lieferungen durch die Ukraine nach Europa müssen teilweise eingestellt werden. Denn: Die Nowopskow-Verdichterstation in der Luhansk-Region (Ostukraine) könne wegen „der Einmischung der Besatzungsmächte in technische Prozesse“ nicht mehr betrieben werden.

Betroffen von dem Transit-Stopp: die Sochraniwka-Route der Sojus-Pipeline. Luhansk und die umlegenden Gebiete sind von russischen Truppen besetzt.

Was bedeutet der Gas-Transit-Stopp für Deutschland?

Durch den Transit-Stopp könnten nun bis zu 32,6 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag wegfallen – das sei fast ein Drittel der täglich über die Ukraine nach Europa transportierbaren Höchstmenge, heißt es vonseiten ukrainischer Behörden.

Ukraine kündigt Teil-Lieferstopp an – Infografik

Energie- und Osteuropa-Experte Dr. Andreas Umland schlägt gegenüber BILD Alarm: „Dieser Stopp kommt, noch bevor Deutschland in ausreichendem Maß alternative Gasexporteure und Transportwege für seine Energieversorgung sichergestellt hat. Nun wird es darauf ankommen, ob die Vorräte und bereits getroffenen Notmaßnahmen ausreichend sind, den Importverlust auszugleichen. Es könnte bei der Versorgung der Industrie mit Gas ansonsten knapp werden.“

Nicht nur die Industrie könnte ein Transit-Stopp teuer zu stehen kommen. Auch auf Verbraucher könnte der nächste Teuer-Schock zukommen! Osteuropa-Expertin Dr. Anna Veronika Wendland zu BILD: „Die Gas-Preise durch den Transit-Stopp werden für Verbraucher voraussichtlich steigen.“

Versorgung mit Gas ist sichergestellt

Trotz der Gas-Transit-Stopp-Ankündigung teilt die Bundesregierung mit: „Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist aktuell weiter gewährleistet.“ Auch Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des BVEG, gibt gegenüber BILD Entwarnung: „Es ist nur eine von mehreren Leitungen durch die Ukraine betroffen – also kein vollständiger Transit-Stopp, sondern nur auf der betroffenen Pipeline; weitere Volumina erreichen uns über die Ukraine. Nord Stream 1 ist weiterhin voll ausgelastet.“

Außerdem spiele Deutschland das Wetter in die Karten: „Wegen des geringeren Heizbedarfs ergeben sich keine unmittelbaren Folgen“, so Verbandschef Möhring.

Energie- und Sicherheitsexperte Frank Umbach zeigt sich angesichts des Transit-Stopps nicht beunruhigt. Für Verbraucher gebe es „keine größeren Auswirkungen, solange es bei den Mengen über die ukrainischen Gasleitungen bleibt. Zudem sind die Gasspeicher in Deutschland und Europa inzwischen wieder etwas aufgefüllt worden.“

Ein neues Gesetz sieht Mindestfüllmengen zu bestimmten Stichtagen vor: am 1. Oktober eines Jahres 80 Prozent, am 1. November 90 Prozent und am 1. Februar 40 Prozent.

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