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BY-NC-ND 4.0 license Open Access Published by De Gruyter June 7, 2023

Energiesicherheit unter Bedingungen der Dekarbonisierung von Wirtschaft und Verkehr

  • Frank Umbach

    Forschungsleiter des Europäischen Clusters für Klima-, Energie- und Ressourcensicherheit (EUCERS)

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Kurzfassung

Die Energiewende und der weltweite Übergang zu einem dekarbonisierten Transportsystem und Industriewesen müssen nicht notwendigerweise die globale Energiesicherheit automatisch stabilisieren. Vielmehr dürften infolge des Übergangs neue geopolitische Instabilitäten entstehen, die möglicherweise sogar herausfordernder sein könnten als die des fossilen Zeitalters. Erneuerbare Energien kann man zwar als heimische Energiequellen ansehen, die die Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffimporten künftig deutlich verringern werden. Doch entstehen mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Zielsetzungen des European Green Deal zahlreiche neue Sicherheitsherausforderungen. Dazu gehören vor allem die absehbar hohen Importabhängigkeiten bei Wasserstoff und kritischen Rohstoffen entlang neuer Liefer- und Wertschöpfungsketten. Auch aus der Digitalisierung der Energiewelt erwachsen für kritische (Energie-)Infrastrukturen große Risiken und Verwundbarkeiten. Staaten, die bislang im Bereich des Exportes fossiler Energieträger führend waren (wie zahlreiche MENA-Staaten), können zu Quellen geopolitischer Unruhe werden. Für die Energiepolitik wird es darauf ankommen, eine ausgewogene Mischung aus global gehandelten, heimischen fossilen und Erneuerbaren Energien sowie Wasserstoff für den kritischen Energieübergang zu finden. Diese Kombination wird sich im Lauf der Zeit mehr und mehr zugunsten „grüner Energien“ verschieben. Eine vollständige „strategische Autonomie“ ist jedoch weder realistisch noch wünschenswert, aber eine Diversifizierung der Lieferungen und Einfuhren von kritischen Rohstoffen und Wasserstoff (Ammoniak) wird schon in den nächsten Jahren geboten sein. Diese muss auch den Ausbau der inländischen Bergbau-, Verarbeitungs- und Raffineriekapazitäten in Europa zur Reduzierung der EU-Importe und unerwünschter geopolitischer Abhängigkeiten umfassen. Dies muss bereits heute vorab strategisch mitbedacht und mit entsprechendem Weitblick konzipiert werden.

Abstract

The energy transition and the global transition to a decarbonized transport system and industry do not necessarily stabilize global energy security. Rather, the transition could lead to new geopolitical instabilities that might potentially be even more challenging than those of the fossil fuel age. Renewable energies can be seen as domestic energy sources that will significantly reduce dependence on fossil fuel imports in the future. However, the expansion of renewable energies and the objectives of the European Green Deal create numerous new security challenges. These include, above all, the foreseeable high import dependencies for hydrogen and critical raw materials along new value and supply chains. The digitalization of the energy world also poses great risks and vulnerabilities for critical (energy) infrastructures. Countries that have so far been global leaders in the export of fossil fuels (such as numerous MENA-countries) may continue to become sources of geopolitical unrest in the future. For energy policy, it will be important to find a balanced mix of globally traded, domestic fossil and renewable energies as well as hydrogen for the critical energy transition. This combination will shift more and more in favor of „green energies“ over time. However, full „strategic autonomy“ is neither realistic nor desirable, but diversification of supplies and imports of critical raw materials and hydrogen (ammonia) will be necessary in the coming years. This must include the development of domestic mining, processing and refining capacity in Europe to reduce EU imports and unwanted geopolitical dependencies. This must already be strategically considered in advance and designed with appropriate foresight.

1 Einleitung

Bis zum ersten russisch-ukrainischen Gaskonflikt im Jahr 2006 wurde Energiesicherheit vor allem mit Versorgungssicherheit bei Rohöl verbunden. Die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine haben einmal mehr erkennen lassen, dass auch die Abhängigkeit von Erdgasimporten eine kritische Größe darstellt. Die Einführung der Elektromobilität wird die Abhängigkeit von Erdgas und Rohöl zumindest im Transportsektor absehbar verringern. Im globalen Transportsektor wird sich perspektivisch der weltweite Rohölbedarf signifikant reduzieren und auch die Nachfrage nach Erdgas dürfte sich abschwächen. Daraus zu folgern, dass man Energiesicherheit in Deutschland entspannter angehen kann, wäre allerdings vorschnell und kurzsichtig. Tatsächlich wird der absehbare Strukturwandel eine Reihe neuer Sicherheitsherausforderungen hervorbringen, die es nahelegen, dass Energiesicherheit ein sehr viel komplexeres Feld ist als man in der Vergangenheit glaubte. Energiesicherheit wird weiterhin geostrategische Relevanz besitzen, auch unter Bedingungen der Dekarbonisierung von Wirtschaft und Transportwesen.

Die vorliegende Analyse beginnt mit konzeptionellen Überlegungen zum Thema Energiesicherheit. In der Zukunft wird der Zugang zu fossilen Energieträgern weniger entscheidend sein als die Abhängigkeiten in den Lieferketten jener Ausgangsstoffe und Technologien, die für die Dekarbonisierung notwendig sind. Im Einzelnen geht es um die Versorgungssicherheit bei kritischen Rohstoffen, die cyberspezifischen Verwundbarkeiten im Bereich der kritischen Energieinfrastrukturen, um neue geopolitische Importabhängigkeiten bei Wasserstofflieferketten sowie nicht zuletzt um die politische Stabilität in Staaten, die bislang Erdöl oder Erdgas exportiert haben.

2 Die Notwendigkeit der konzeptionellen Neufassung des Themas Energiesicherheit

Es gibt kein allgemeingültiges Konzept und keine weltweite Definition von Energiesicherheit. Entsprechend dem jeweiligen nationalen Energiemix, der geographischen Lage und Handelspartner ist die Ausgangslage für die meisten Staaten sehr unterschiedlich und damit auch ihre Behandlung des Themas. Traditionell versteht man unter Energiesicherheit „die Verfügbarkeit von Energie zu allen Zeiten in verschiedenen Formen, in ausreichender Menge und zu erschwinglichen Preisen.“ Seit einem Jahrzehnt finden zudem die verstärkten Anstrengungen für Umwelt- und Klimaschutz Berücksichtigung. Die Internationale Energieagentur (IEA) hat dafür die Formel „the uninterrupted physical availability at a price which is affordable, while respecting environment concerns“ entwickelt.[1] Seit 2012 differenziert sie überdies zwischen kurz- und langfristiger Energiesicherheit: „Long-term energy security is mainly linked to timely investments to supply energy in line with economic developments and environmental needs. On the other hand, short-term energy security focuses on the ability of the energy system to react promptly to sudden changes in the supply-demand balance.“[2] Eine unzureichende und mangelhafte Energieversorgungssicherheit resultiert somit aus negativen ökonomischen und politisch-sozialen Entwicklungen auf die physische Verfügbarkeit von Energieressourcen oder Preisen, die nicht länger bezahlbar und extrem volatil sind.

Zudem muss bei der Analyse berücksichtigt werden, dass sich das Verständnis von „Energiesicherheit“ in Produzenten- und Transitstaaten von dem in Verbraucherländern unterscheidet. Während letzteren primär an Versorgungssicherheit (supply security) liegt, steht für Produzentenländer die „Nachfragesicherheit“ (demand security) im Vordergrund. Demgegenüber sind Transitstaaten (wie die Ukraine bei Gas) an hohen Transiteinnahmen bei fossilen Energietransporten durch ihr Territorium interessiert – und damit sowohl an Versorgungs- als auch an Nachfragesicherheit. Des Weiteren hängt das jeweilige Konzept der „nationalen Energiesicherheit“ von der spezifischen geographischen Lage des Landes, seiner Innenpolitik und seinen traditionellen staatlichen, wirtschaftlichen und Außenhandels- bzw. Geschäftsbeziehungen zu ausländischen Partnern ab.

Die seit 2001 stark gestiegenen Gefahren durch weltweite terroristische Angriffe auf die globale Energieinfrastruktur betreffen Öl- und Gaspipelines ebenso wie Raffinerien, Offshore-Ölplattformen, Öl- und Gastanker. Mit dem globalen Ausbau von Offshore-Windparks, neuen Offshore-Öl- und Gasplattformen, Unterwasserförderanlagen, teuren Unterwasser-Gaspipelines (wie Nord Stream, Blue Stream oder Turk Stream), Internet- und Stromseekabeln sind seit mehr als einem Jahrzehnt auch diese maritimen kritischen Infrastrukturen zunehmend Bedrohungen und geopolitischen Risiken ausgesetzt – zumal sie nicht so schnell repariert werden können wie jene an Land.[3] Dementsprechend findet der Schutz kritischer (Energie-)Infrastrukturen immer mehr Beachtung – wenn auch primär mit Blick auf die häufig politisch instabilen Länder des Nahen und Mittleren Ostens bzw. der MENA-Region (Nordafrika, Persischer Golf, Irak und Syrien).

Seit etwa 2008 hat sich die EU verstärkt mit dem Thema Cybersicherheit von Kritischen (Energie-)Infrastrukturen beschäftigt und dafür zunächst von europäischen Forschungskonsortien größere Studien erstellen lassen, deren Ergebnisse in die Arbeit der EU-Kommission und ihre Kooperation sowohl mit den Mitgliedsstaaten als auch mit der Privatwirtschaft und den privaten Betreibern Kritischer Infrastrukturen eingeflossen sind.[4]

Dieser Trend spiegelt sich auch in neueren quantitativen empirischen Untersuchungen (basierend auf empirisch-quantitativen Energieindexen) zur weltweiten Energiesicherheit wider, wobei hier zwischen Öl- und Gasversorgungssicherheit zu unterscheiden ist und sich Energiesicherheit keineswegs in allen Staaten positiv konstatieren lässt. Gleichwohl ergaben die Untersuchungen eines US-Forschungsinstituts zusammen mit der US-Handelskammer sowie des World Energy Council (WEC) zum weltweiten „Energietrilemma“, dass sich die internationale Energiesicherheit – im Wesentlichen als Folge der US-Schiefergas- und Schieferölrevolution – von 2010–2020 durchaus verbessert habe, auch wenn dies zeitweise für bestimmte Regionen wie den Mittleren Osten (Persischer Golf und Nordafrika) nur mit Einschränkungen galt.[5]

International hat sich der konzeptionelle Ansatz des „Energiedreiecks“ bzw. Energietrilemmas durchgesetzt, das die Zielsetzungen Umwelt- und Klimaschutz, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit umfasst. Aus Sicht internationaler Experten müssen alle Zielsetzungen gleichberechtigt berücksichtigt werden (anstatt einem Faktor die Priorität zuzuerkennen). Nur dann lasse sich Energiesicherheit auf nationaler, regionaler und globaler Ebene garantieren. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und vor allem der Faktor gesellschaftliche Akzeptanz haben das jedoch vor allem in Demokratien zunehmend erschwert.

Diese Überlegungen haben sich auch in den Analysen des Weltenergierats (WEC) bestätigt, der alle zwei Jahre eine Studie zum weltweiten Energietrilemma vorlegt. Die jüngste Studie analysiert sowohl auf globaler Ebene als auch in den einzelnen Weltregionen und Nationalstaaten anhand von 17 Indikatoren die Effektivität, Verlässlichkeit und Widerstandsfähigkeit eines Energiesystems.[6] Der komplexe mehrdimensionale Charakter der Energiesicherheit geht weit über stark vereinfachte Konzepte von „Energieautarkie“ und „Energieunabhängigkeit“ hinaus. In der Regel geht es um drei Fragen: (1) Sicherheit für wen?, (2) Sicherheit für welche Werte und Ziele? und (3) Sicherheit vor welchen Bedrohungen?[7]

Abbildung 1: Quelle: Dr. Frank Umbach
Abbildung 1:

Quelle: Dr. Frank Umbach

Forschung und Literatur nennen als wichtigste und allgemein gültige Faktoren der Energiesicherheit und Bedingungen des Trilemmas: (1) Diversifizierung des Energiemixes, (2) Diversifizierung von Importen und Importrouten, (3) Importabhängigkeiten, aber auch (4) Energieeffizienz und (5) andere Dimensionen der Energiepolitik.[8] Je nachdem, wie erfolgreich Staaten mit Energiesicherheit umgehen, versuchen Analysen die Leistung zu quantifizieren.

Die Erneuerbaren Energien können den Energiemix weiter diversifizieren und werden oft als heimische Energieressource angesehen, was die Importabhängigkeit von fossilen Brennstoffen (insbesondere Öl und Gas) perspektivisch verringert. Doch auch die Produzenten von Erneuerbaren Energien sind neuen Importabhängigkeiten unterworfen. Diese betreffen vor allem kritische Rohstoffe für die Batterieproduktion, die wichtig ist für die Elektromobilität: Seltene Erden, Lithium, Kobalt und andere. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kann zudem zahlreiche unbekannte Cybersicherheitsrisiken bewirken. Damit tut sich eine neue, sehr wichtige Dimension der künftigen Energiesicherheit auf, zumal Sonne und Wind nicht 24 Stunden lang verfügbar sind und die Möglichkeiten, Strom im industriellen Maßstab zu speichern, weltweit immer noch technologisch stark begrenzt sind.

Die Energiewende und der weltweite Übergang zu einem dekarbonisierten Transportsystem und Industriewesen müssen nicht notwendigerweise die globale Energiesicherheit stabilisieren. Vielmehr könnten infolge des Übergangs neue Instabilitäten entstehen, die möglicherweise schwerer wiegen als die des fossilen Zeitalters. Nach Ansicht vieler internationaler Energiesicherheitsexperten besteht die größte Herausforderung darin, das Gleichgewicht zwischen den drei oder vier Zielen des Energietrilemmas aufrechtzuerhalten. Es darf nicht dazu kommen, dass das eine Ziel auf Kosten der anderen zwei oder drei bevorzugt wird. Man darf nicht nur auf die nationale Energiesicherheit achten, sondern muss auch die regionale und globale Energiesicherheit im Auge behalten.[9]

Zugleich sind weitergehende Entwicklungen einzubeziehen. Das Schaffen von „Prosumenten“ (Energieverbraucher werden gleichzeitig zu Energie- oder Stromproduzenten) und die Umverteilung wirtschaftlicher und politischer Macht bietet innovativen globalen Unternehmen (Internetgiganten wie Facebook, Amazon, Netflix, Google und anderen) sowie Akteuren auf lokaler Ebene neue Möglichkeiten für Partizipation, Investitionen und strategischen Einfluss. Dies hat „neue, ungewohnte Lieferketten aus unbekannten Quellen“ zur Folge, die bei Importen von kritischen Rohstoffen entstehen.[10]

Außerdem zu beachten ist die Lage derjenigen Staaten, die bislang Rohöl und Erdgas gefördert und exportiert haben. Das bis 2020 vorherrschende niedrige Preisniveau hat in vielen dieser Länder die sozial-ökonomische und politische Stabilität gefährdet. Dieser Trend setzt sich in dem Maß fort, in dem sich der weltweite Ausstieg aus der Kohle-, Öl- und Gasförderung beschleunigt. Infolge von Klimaschutzmaßnahmen, der weltweiten Expansion der Elektromobilität, der Digitalisierung, Automatisierung sowie der Nutzung von Big Data und künstlicher Intelligenz droht die politisch-wirtschaftliche Destabilisierung der betroffenen Länder und Regionen. Daraus können weitreichende geopolitische Auswirkungen erwachsen.[11]

Im Zuge des globalen Übergangs zur Dekarbonisierung und der Digitalisierung der Energiesysteme müssen bestehende Energiesicherheitsparadigmen überprüft, überdacht und neu definiert werden. Die Bemühungen zur Dekarbonisierung haben in Europa mit dem neu proklamierten European Green Deal von 2019/2020 und dem dabei verkündeten ehrgeizigen Emissionsreduktionsziel von minus 55 Prozent bis 2030 (statt bisher minus 40 Prozent) zugenommen. Für diesen Zweck stellt die EU bis 2030 mehr als 750 Mrd. Euro zur Verfügung.[12] Die US-Biden-Regierung will mehr als zwei Billionen US-Dollar für die Dekarbonisierung des US-Energiemixes und für die „Ökologisierung“ der US-Industrie aufbringen.[13] Dies wird China in den kommenden Jahren zwingen, die bisherigen Pläne und Ziele seiner grünen Energiepolitik zu beschleunigen, wenn Peking die globale Technologieführerschaft nicht verlieren bzw. zusammen mit den USA künftig behaupten will.[14]

Mittlerweile äußern sich in der internationalen wissenschaftlichen Debatte mehr und mehr Stimmen zu den neuen geopolitischen Risiken sowie Verwundbarkeiten der künftigen Energie(versorgungs)sicherheit. Durch sie werden der Übergang zu Erneuerbaren Energien sowie die damit verbundene Dezentralisierung und Digitalisierung zu „strategischen Realitäten“, die es politisch neu zu gestalten gilt.[15] Eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2017 z. B. hat sieben wichtige geopolitische Auswirkungen des weltweiten Ausbaus Erneuerbarer Energien, sauberer Energiemixe und kohlenstoffarmer Energiesysteme identifiziert:

  1. Die steigende Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen und deren Lieferketten infolge der globalen Energiewende und des weltweiten Wettbewerbs um die besten Technologien.

  2. Die Nutzung neuer Technologien und Finanzierungsmöglichkeiten.

  3. Ein neues Verständnis des „Ressourcenfluchs.“ Öl- und Gasförderländer können ihre Deviseneinnahmen verlieren, was zu internen politischen Instabilitäten führen kann. Aber auch neue „Erneuerbare-Energien-Mächte“ und die großen rohstoffproduzierenden Länder könnten Auswirkungen eines Ressourcenfluchs ausgesetzt werden.

  4. Die absehbar sinkende globale Öl- und Gasnachfrage kann entweder inländische Instabilitäten steigern oder ein Motor für Wirtschaftsreformen und diversifiziertere Volkswirtschaften sein.

  5. Transnationale Netzwerke können neue Abhängigkeiten von Stromimporten und damit einhergehende Probleme erzeugen.

  6. Die Verringerung der Auswirkungen des Klimawandels als Ergebnis erfolgreicherer globaler Klimaschutzbemühungen kann mäßigend auf zwischenstaatliche Konflikte und innenpolitische Instabilitäten wirken.

  7. Der nachhaltige Zugang zu modernen und sauberen Energieressourcen sowie Energietechnologien dürfte eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltigere weltweite Wirtschaftsentwicklung und globale Energieversorgungssicherheit sein.[16]

Eine Studie des Autors für die Konrad-Adenauer-Stiftung aus dem Jahr 2018 zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf die künftige Energiesicherheit kam zu fünf ähnlichen geopolitischen Implikationen für die Energiesicherheit im 21. Jahrhundert als Ergebnis der sich beschleunigenden globalen Energiewende.[17]

Im Januar 2018 wurde unter Schirmherrschaft der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (International Renewable Energy Agency, IRENA) eine „Globale Kommission zur Geopolitik der Energiewende“ eingerichtet, um die geopolitischen Konsequenzen der Einführung Erneuerbarer Energien bei der effektiven Gestaltung der globalen Energiediplomatie zu untersuchen. Die betreffende Studie von 2019 konstatiert einerseits einen sukzessiven Rückgang der traditionellen geopolitischen Risiken im Zusammenhang mit fossilen Brennstoffen (Importabhängigkeit des Westens und der Welt von politisch instabilen Öl- und Gasexporteuren, Stabilität von Seeverbindungen [Sea lines of communication, SLOCs] und Choke Points usw.). Andererseits warnt sie vor einem Anstieg der Cybersicherheitsrisiken für kritische Energieinfrastrukturen, vor zunehmenden Instabilitäten der Öl- und Gasförderländer (aufgrund dramatischen Rückgangs der Exporterlöse und mangelnder wirtschaftlicher Diversifizierung) sowie vor wachsender Importabhängigkeit von kritischen Rohstoffen und neuen politisch instabilen Exportländern.[18]

Somit bleibt schon jetzt festzuhalten, dass ein neues nicht-fossiles, auf Erneuerbaren Energien basierendes Zeitalter der internationalen Energiepolitik und -sicherheit nicht das Ende von Geopolitik und neuen Risiken, Verwundbarkeiten und Sicherheitsherausforderungen bedeutet.[19] In einigen Fällen mögen diese Gefahren sogar erheblich bedrohlicher sein. Zudem werden die traditionellen geopolitischen Risiken der Versorgungssicherheit – zumindest in der längeren Übergangsperiode in ein nicht-fossiles Zeitalter – keineswegs verschwinden. Je nach Konstellation, wie etwa bei den maritimen Sicherheitsdimensionen neuer machtpolitischer Rivalitäten (USA–China, China–Indien, China–Japan etc.), könnten sie sogar in den kommenden Jahren eher zunehmen.[20] Vor diesem Hintergrund warnten auch zwei bekannte US-Energieexperten Ende 2021 vor dem schwierigen und risikoreichen Übergang in ein dekarbonisiertes Zeitalter des globalen Energiesystems: „The process will be messy at best. And far from fostering comity and cooperation, it will likely produce new forms of competition and confrontation long before a new, copacetic geopolitics takes shape. Talk of a smooth transition to clean energy is fanciful: there is no way that the world can avoid major upheavals as it remakes the entire energy system, which is the lifeblood of the global economy and underpins the geopolitical order … A failure to appreciate the unintended consequences of various efforts to reach net zero will not only have security and economic implications; it will also undermine the energy transition itself … Fossil fuels might eventually fade. The politics – and geopolitics – of energy will not.“[21]

3 Die Versorgungssicherheit bei kritischen Rohstoffen

Erneuerbare Energien kann man zwar als heimische Energiequellen ansehen, die die Abhängigkeiten von fossilen Rohstoffimporten künftig deutlich verringern werden. Daher ist der weltweite Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine damit verbundene Dezentralisierung der zukünftigen weltweiten Energieversorgung prinzipiell aus Sicht der Energieversorgungssicherheit zu begrüßen. Doch entstehen mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und den Zielsetzungen des European Green Deal zahlreiche neue Sicherheitsherausforderungen, darunter neue hohe Importabhängigkeiten wie bei Wasserstoff und kritischen Rohstoffen entlang neuer Liefer- und Wertschöpfungsketten.[22]

Die EU bemüht sich aktiv um die Stärkung einer „offenen strategischen Autonomie.“ Das bedeutet nicht, dass sich die Staaten der Union vollständig selbst versorgen sollen. Auch soll es weder wirtschaftlichen Protektionismus noch Abkoppelung vom Rest der Welt geben. Vielmehr gehe es um Alternativen und um mehr Wettbewerb. Zudem gelte es „unerwünschte Abhängigkeiten sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch“ zu vermeiden – insbesondere von autoritären Ländern wie Russland, China, Saudi-Arabien und anderen. Dies erfordert zumindest einen teilweisen Rück- und Umbau der bisherigen deutschen und europäischen Lieferketten, um eine größere Nachhaltigkeit und Resilienz der deutschen Lieferketten und Handelsstrukturen zu erzeugen.[23]

Die Problematik einer zunehmenden Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen und Mineralien für Erneuerbare Energien sowie andere „grüne Technologien“ (z. B. Batteriespeicherung, Elektromobilität, „Industrie 4.0“) hat in der politischen wie wissenschaftlichen Debatte noch nicht die strategische Bedeutung erhalten, die sie verdient. Zwar werden diese Fragen zunehmend von Experten diskutiert. Doch noch immer werden Themen der Rohstoffversorgungssicherheit weitgehend isoliert von der Energiesicherheit diskutiert, ohne in das breitere politische und öffentliche Bewusstsein oder gar auf eine höhere politische Agenda vorgedrungen zu sein.[24]

Tatsächlich nehmen die geopolitischen Verwundbarkeiten und Importabhängigkeiten bei Erneuerbaren Energien tendenziell zu, weil für Bau und Betrieb von Windkraftanlagen, Solarzellen, Batteriespeichern u. a. neue „grüne Technologien“, kritische (nicht-energetische) Rohstoffe und Mineralien – wie z. B. die Seltenen Erden (Rare Earths Elements/REE) oder Lithium – benötigt werden. Die Palette kommerzieller und militärischer Einsatzgebiete dieser kritischen Rohstoffe ist jedoch viel mannigfaltiger und reicht von Mobiltelefonen über Computerfestplatten, Batterien für Elektrofahrzeuge, Erneuerbare Energien bis hin zu Präzisionslenkwaffen und High-tech-Munition. Einige Anwendungsgebiete der Windturbinentechnik basieren auf Dauermagneten mit unverwechselbaren Eigenschaften wie der Fähigkeit, einer Entmagnetisierung bei sehr hohen Temperaturen zu widerstehen. Solche Magneten lassen sich nur herstellen unter Verwendung von Seltenen Erden.[25]

Die weltweite Energiewende und die Dekarbonisierung haben bereits einen globalen Wettlauf um die fortschrittlichsten Technologien und eine stabile Versorgung mit den notwendigen kritischen Rohstoffen ausgelöst. Die globalen Energiemegatrends dürften zu einem jahrzehntelangen Rohstoff-(Super-)Zyklus führen und den geoökonomischen Wettbewerb sowie die geopolitischen Rivalitäten zwischen China und den USA sowie der EU verschärfen. Gerade die Abhängigkeit von der Förderung und die Weiterverarbeitung kritischer Rohstoffe aus China haben die USA und das Pentagon als eine strategische Verwundbarkeit erkannt.[26] Auch deswegen will die Biden-Regierung die USA weniger von Peking abhängig und politisch erpressbar machen. Schließlich hatte Peking im Zuge der Eskalation handelspolitischer Konflikte in den letzten Jahren wiederholt betont, den Export Seltener Erden in die USA jederzeit stoppen zu können.

Obwohl sich sowohl die USA als auch China verstärkt um wirtschaftlich-technologische Autarkie (inklusive Versorgung mit kritischen Rohstoffen) bemühen (Dual Circulation Plan), droht ihre geoökonomische und geopolitische Rivalität die künftige globale Versorgungssituation bei kritischen Rohstoffen mehr denn je zu beeinflussen. Dies könnte auf Kosten der EU-Versorgungssicherheit gehen und sie noch abhängiger von China machen. Diese Abhängigkeiten haben Auswirkungen auf die Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und damit auch auf das Tempo von Europas Dekarbonisierungsmaßnahmen sowie auf die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele des European Green Deal. Eine beschleunigte Dekarbonisierung in Europa erfordert eine drastische Ausweitung des weltweiten Minenabbaus kritischer Rohstoffe für Wind- und Solarenergie und viele Digitalisierungs- und andere Hochtechnologien. Auch die westliche Flugzeug-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie ist auf eine nachhaltige und stabile Versorgungssicherheit mit kritischen Rohstoffen angewiesen.

Hier ist anzumerken, dass sich in den vergangenen 30 Jahren der weltweite metallische Rohstoffbedarf um mehr als 50 Prozent erhöht hat. Er beträgt derzeit mehr als 60 Mrd. Tonnen pro Jahr. Schon heute nutzt die deutsche Industrie über 80 Prozent der chemischen Elemente des Periodensystems im immer größer werdenden Rohstoffmix. Dieser Rohstoffbedarf wird sich durch das weiterhin schnelle Wachstum der Weltbevölkerung und der Wirtschaft in Schwellenländern erhöhen. Auch die Technologierevolutionen werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten dafür sorgen, dass der Bedarf ständig steigt. Und so nehmen die Versorgungsrisiken bei kritischen Rohstoffen mit dem Ausbau von Erneuerbaren Energien, der Digitalisierung und anderen grünen Technologien als Folge der globalen Umwelt- und Klimaschutzpolitik zu.

Zwar gibt es keine wirklichen geologischen Beschränkungen einer Ressourcenverfügbarkeit – weder bei Seltenen Erden noch bei anderen kritischen Rohstoffen. Es gibt aber Beschränkungen bei der konkreten Förderung, der Weiterverarbeitung oder dem Recycling. Es gibt instabile Förderländer, restriktive Umweltregulierungen, fehlende Good Governance sowie einen zunehmenden Ressourcennationalismus. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Konkurrenz um kritische Rohstoffe realpolitisch, ökonomisch und technologisch zu erheblichen Problemen führt.[27] Bei einigen dieser kritischen Rohstoffe und Spezialmetalle, wie bei den schweren Seltenen Erden, sind die damit verbundenen Gefährdungen deutlich höher als die beim Wettstreit um die Verfügbarkeit von Öl- und Gasressourcen.

Die internationalen Märkte für diese Spezialmetalle sind vergleichsweise eher klein. Deren Gewinnung erfolgt oft als Nebenprodukt im Zuge des Abbaus oder der Herstellung von Industriemetallen (wie Aluminium, Kupfer oder Zink). Daher sind diese Märkte auf kurz- und mittelfristige Nachfragesprünge wenig vorbereitet. Sie sind selten flexibel und daher anfällig für Rohstofflieferengpässe und volatile Preisentwicklungen. Zudem besteht wie bei den (schweren) Seltenen Erden und ihren Zwischenprodukten eine hohe Angebotskonzentration und dies oft in Ländern mit hohen politischen und wirtschaftlichen Lieferrisiken. Das gilt insbesondere auch für die kritischen Rohstoffe für Elektroautos inklusive Batterien.

3.1 Chinas langfristige Strategien zur Kontrolle der Rohstoffbasis globaler High-Tech-Lieferketten

Im Gegensatz zu westlichen Unternehmen und Regierungen verfolgt China eine viel langfristiger ausgerichtete Politik und hat klare Strategien und Ziele seiner weltweiten Rohstoffpolitik definiert. Schon 1992 hatte Chinas damaliger Führer und Reformer Deng Xiaoping erklärt: „Der Mittlere Osten hat Öl, China hat Seltene Erden.“ Chinas langfristige Strategien schließen die strategische Kontrolle der wichtigsten Lieferketten für disruptive Technologien und damit verbundene kritische Rohstoffe ein. China ist auch bereit, Unternehmungen und weniger profitable FDI (Foreign Direct Investment)-Projekte zur Verbesserung seiner geoökonomischen Autarkie und Selbstversorgung zu verfolgen, die westliche Unternehmen und Regierungen als politisch und finanziell zu riskant einstufen.

Bereits im Mai 2019 hatte Peking den USA aufgrund des eskalierenden Handelskonflikts mit der Trump-Administration mit Exportbeschränkungen für Seltene Erden gedroht. Im Jahr 2010 hatte China seine Exporte von Seltenen Erden nach Japan inmitten eines diplomatischen Konflikts mit Tokio über Seegebiete und Öl- und Gasressourcen im Ostchinesischen Meer eingestellt. Damals genoss China zu 95 Prozent ein weltweites Produktions- und Raffineriemonopol auf Seltene Erden. Bis 2030 muss die Produktion von Seltenen Erden von derzeit 167.000 Tonnen auf 280.000 Tonnen steigen, sollten die ambitionierten Klimaziele umgesetzt werden.

Seltene Erden sind nur ein Beispiel dafür, wie China das weltweite Angebot an kritischen Rohstoffen dominiert. Derzeit kontrollieren chinesische Unternehmen noch immer rund 70 Prozent der weltweiten Produktion Seltener Erden (2010 sogar 95 Prozent), mehr als 90 Prozent der Raffinerieprozesse, rund 80 Prozent der globalen raffinierten Kobaltproduktion und mehr als 60 Prozent der weltweiten Lithium-Ionen-Produktionskapazität. China ist die einzige Supermacht, die sich in der gesamten Clean-Tech-Lieferkette strategisch positioniert hat. Bereits 2018 warnte der Vizepräsident der Europäischen Kommission, Maros Sefcovic, dass kritische Rohstoffe zum „neuen Öl“ werden könnten, und hob die künftigen geoökonomischen und geopolitischen Herausforderungen der EU-Rohstoffversorgung hervor.

Die Industriestrategie „Made in China 2025“ von 2015 forderte chinesische Unternehmen auf, sicherzustellen, dass bis 2025 70 Prozent der verwendeten Komponenten und Materialien im Inland bezogen werden können. Peking hat die strategische Kontrolle der Lieferketten kritischer Rohstoffe als Stärkung seiner langfristigen geopolitischen Einflussmöglichkeiten betrachtet. Im April 2020 hat Präsident Xi Jinping erklärt, die westliche Abhängigkeit der globalen Lieferketten von China weiter erhöhen zu wollen, und gleichzeitig dazu aufgerufen, „mächtige Vergeltungs- und Abschreckungsfähigkeiten gegen Versorgungsblockaden durch ausländische Länder zu entwickeln.“ Im Dezember 2021 schließlich verkündete er, Chinas Selbstversorgung mit wichtigen Rohstoffen, einschließlich Energie und Mineralien, zu stärken. Seit 2021 hat China – inmitten der weltweiten Covid-19-Pandemie und der sich verschärfenden globalen Knappheit und steigender Rohstoffpreise – seine Akquisitionen neuer Minen zum Abbau kritischer Rohstoffe auf der ganzen Welt intensiviert und den Zugang zu sowie die Kontrolle von neuen Lithium- und anderen Lagerstätten weiter ausgebaut.

3.2 Die EU-Strategien zur Stärkung der Rohstoffversorgungssicherheit

Die Europäische Kommission arbeitet seit ihrer „Rohstoffinitiative“ von 2008 am Thema Rohstoffversorgungssicherheit. Die EU kann jedoch die strategischen Ziele des European Green Deal und den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien nur durch zuverlässige Versorgung mit kritischen Rohstoffen realisieren.[28] Sorge bereitet der EU, dass Europa bei kritischen Rohstoffen deutlich importabhängiger ist als die USA. Weil es an eigenen Mineralvorkommen mangelt, können nur 9 Prozent des gesamten Rohstoffbedarfs selbst gedeckt werden. Europa stand 2020 für lediglich 5 Prozent des weltweiten Bergbaus und ist die einzige Region der Welt mit einer rückläufigen Bergbauindustrie.

Derzeit liefert China 98 Prozent des EU-Bedarfs an Seltenen Erden und rund 62 Prozent für alle im Jahr 2020 benötigten 30 kritischen Rohstoffe. Bis 2030 aber wird die Nachfrage nach Lithium um das 18-fache, nach Kobalt um das 60-fache steigen. Die Nachfrage nach Seltenen Erden könnte bis 2050 um das 10-fache ansteigen. Selbst die geplante Kreislaufwirtschaft mit erweiterten Recycling- sowie inländischen europäischen Produktions- sowie Veredelungskapazitäten wird nicht ausreichen, um eine stabile Versorgung der EU-Industrien zu gewährleisten.[29]

Zwar will die EU dieses Nachfragewachstum reduzieren, indem sie eine Kreislaufwirtschaft mit deutlich mehr Recycling und Wiederverwendung kritischer Rohstoffe einführt, ihre Importe diversifiziert und den Bergbau in der EU ausweitet. Viele Umweltgruppen sind aber nicht nur gegen fossile Brennstoffe, sondern auch gegen neue Rohstoffminen und glauben, dass Recycling und Wiederverwendung ausreichen könnten, um Abbau und Versorgung auszugleichen und das geschätzte Nachfragewachstum zu ersetzen. Dies erscheint jedoch zumindest im nächsten Jahrzehnt völlig unrealistisch. Denn auch Recycling und Wiederverwendung sowie andere alternative Optionen zur Verringerung von Nachfrage und Importwachstum sind mit zahlreichen Herausforderungen und Einschränkungen konfrontiert. Darüber hinaus werden größere Mengen von ersetzten Batterien, Solarzellen und Windmühlen erst nach 2030 verfügbar sein. Eine Kreislaufwirtschaft ist sowohl aus klimatischen und industriellen als auch aus Gründen der Versorgungssicherheit zwar äußerst wichtig, wird im nächsten Jahrzehnt jedoch keine Silver-Bullet-Lösung für die schnell wachsende europäische Nachfrage nach kritischen Rohstoffen und die damit verbundenen Versorgungssicherheitsrisiken sein.[30]

Die EU-Rohstoffpolitik zur Stärkung der Versorgungssicherheit bei Rohstoffen und Mineralien wird zudem auch weiterhin durch das Fehlen einer kohärenten supranationalen Befugnis der Europäischen Kommission bei der europäischen Rohstoffversorgung behindert. Und auf den globalen Rohstoffbergbaumärkten, auf denen die EU mit China konkurriert, schränken strenge Umweltvorschriften und -bedenken sowie mangelnde öffentliche Akzeptanz für einen erweiterten europäischen Bergbau ihre Wettbewerbsfähigkeit ein.

Die wachsende Besorgnis und die geoökonomische Bedeutung spiegeln sich auch in der Liste der als kritisch eingestuften Rohstoffe wider, die mindestens alle drei Jahre aktualisiert wird. Von 14 im Jahr 2011 ist die Zahl der kritischen Rohstoffe auf 20 anno 2014, 27 im Jahr 2017 und 30 im Jahr 2020 gestiegen.[31]

Abbildung 2: Prognostizierter Anstieg kritischen Rohstoffen bis 2050
Quelle: GIS 2021
Abbildung 2:

Prognostizierter Anstieg kritischen Rohstoffen bis 2050

Quelle: GIS 2021

Mit politischer Unterstützung der 2017 gegründeten Europäischen Batterieallianz (EBA), die bis zu 26 Batterie-Gigafabriken in Europa realisieren will, wollen die EU und die Bundesregierung erstmals eine komplette industrielle Lieferkette aufbauen. Eine stabile Versorgung mit kritischen Rohstoffen als integralem Bestandteil der EBA ist ebenfalls vorgesehen. Die Proklamation der Europäischen Rohstoffallianz (European Raw Materials Alliance, ERMA) im Oktober 2020 setzte das Ziel, die „offene strategische Autonomie“ bei der europäischen Versorgungssicherheit von kritischen Rohstoffen zu verbessern. Eine weitgehende Deglobalisierung und die Abschaffung globaler Lieferketten ist ausdrücklich nicht vorgesehen und wäre zudem unrealistisch. Aber man will außereuropäische Abhängigkeiten reduzieren und Lieferketten teilweise zurückbauen, insbesondere mit Blick auf die Rohstoffimportabhängigkeiten von China.

Sucht man angesichts der mangelnden öffentlichen Akzeptanz neuer Rohstoffminen wie in Serbien und Spanien nach erfolgversprechenderen Fällen, so findet man ein Beispiel im norwegischen Bjerkreim Exploration Project des britischen Bergbauunternehmens Norge Mining plc. Dessen spektakulärer Fund enthält mehr als 70 Mrd. Tonnen mineralisiertes Gestein und möglicherweise eine der weltweit bedeutendsten Lagerstätten kritischer Rohstoffe wie Vanadium, Titan und Phosphat in der EU. Die am weitesten fortgeschrittenen Explorationsarbeiten finden bei Øygrei statt, mit einer geschätzten Gesamtressource von 1,55 Mrd. Tonnen als eine definierte Weltklasse-Lagerstätte. Der Fund unterstreicht auch die globale europäische Bedeutung der unerschlossenen Bodenschätze Norwegens, die in Zukunft eine Schlüsselrolle bei der Versorgung des Bedarfs der EU an kritischen Rohstoffen spielen könnten.

Noch weitgehend abseits der medialen Aufmerksamkeit in Europa und Deutschland nimmt die strategische Bedeutung von Afghanistans Rohstoffreichtum zu, der nach dem chaotischen Abzug der NATO-Truppen Chinas Interesse an der Ausbeutung und Kontrolle der afghanischen Rohstoffe verstärkt hat.[32] Neben Afghanistan werden für die globale und europäische Versorgung mit kritischen Rohstoffen künftig die demokratisch stabilen, marktwirtschaftlich orientierten Produzenten Australien, Kanada und USA ebenso eine Schlüsselrolle spielen wie China, politisch instabile Länder wie der Kongo (für Kobalt) und in Südamerika Bolivien und Chile (für Lithium). Gerade China und Russland streben derzeit nach strategischer Kontrolle der weltweit größten Lithium-Reserven.

4 Cyberspezifische Verwundbarkeiten im Bereich der kritischen Energieinfrastrukturen

Die Allgegenwärtigkeit von Cyberangriffen stellt die traditionellen Auffassungen von nationaler und kollektiver Sicherheit sowie Verteidigung und Abschreckung zunehmend in Frage. Mit der weiteren Digitalisierung des Energiesektors und anderer kritischer Infrastrukturen nehmen die betreffenden Sicherheitsrisiken und -gefahren zu – umso mehr, je komplexer und vernetzter die Steuerung von Kraftwerken, Energienetzen, Flughäfen, öffentlichen Transportmitteln, Wasserversorgung, Krankenhäusern und Datennetzen wird. Auch die breite Einführung verschiedener intelligenter Stromzähler (Smart Meter) und anderer Smart-Home-Technologien, intelligenter Netze (Smart-Grid-Systeme) sowie der digitalen Revolution „Industrie 4.0“ und „Internet der Dinge“ forciert die Vernetzung aller Lebens- und Arbeitsbereiche und hat etliche neue Angriffspunkte zur Folge.[33]

Als besonders problematisch gelten hochkomplexe Cyberangriffe, die mit Unterstützung staatlich-geheimdienstlicher Unterstützung erfolgen und mit politisch-wirtschaftlichen Zielsetzungen verbunden sind. Diese zielen vermehrt auf kritische Infrastrukturen, die als besonders sensibel gelten, weil sie für das Überleben des Staats und die Aufrechterhaltung seiner vitalen staatlichen Funktionen von herausragender Bedeutung sind.

Kritische Infrastrukturen schließen Informations- und Telekommunikationssysteme ebenso ein wie die Sektoren Transport und Verkehr, Energieversorgung, Gesundheitswesen, Finanz- und andere sensible Dienstleistungen. Sie zeichnen sich durch ein hohes Maß an interner Komplexität, hochgradige gegenseitige Abhängigkeit und Verwundbarkeit aus. Strom und das weltweite Internet sorgen für die Vernetzung aller kritischen Infrastrukturen in modernen Industriegesellschaften.[34] Gelingt die längerfristige Unterbrechung von Strom als „Blutader moderner industrieller Staaten und Gesellschaften“ und/oder von Internet, sind lebenswichtige staatliche Funktionen wie Energie- und Wasserversorgung und damit viele andere kritische Infrastruktur nicht gewährleistet.[35] Der beispiellose russische Cyberangriff auf die ukrainische Stromversorgung im Dezember 2015, der den Strom für rund sechs Stunden in drei unterschiedlichen westlichen Regionen der Ukraine mit rund 230.000 Menschen ausfallen ließ, hat die Dimensionen der Verwundbarkeit hochvernetzter Kritischer Infrastrukturen vor allem in westlichen Industriegesellschaften offengelegt.[36]

Kritische Infrastrukturen müssen gegen raffiniertere staatlich unterstützte Cyberangriffe (Advanced Persistent Threat, APT) robuster und widerstandsfähiger werden, gerade wenn eine Abkoppelung vom Internet und der Aufbau von parallelen Intranets nicht möglich erscheint oder nicht gewollt ist. Daher werden Redundanzen und Reservekapazitäten mehr denn je von zentraler strategischer Bedeutung für die künftige Energieversorgungssicherheit sein, insbesondere bei der Strom- und Netzstabilität, um für die qualitativ völlig neuen Cybergefahren und die Risiken großflächiger Stromausfälle gewappnet zu sein. Jede Art von Störung des Elektrizitätssektors kann sich auf andere Orte, Branchen und Sektoren auswirken – durchaus über EU-Landesgrenzen hinaus.[37] Unternehmen und auch der Staat benötigen daher umfassende, mehrschichtige und mit Business Development integrierte Sicherheitskonzepte (Defense in Depth), die zudem Teil eines übergeordneten europäischen Sicherheitskonzepts auf EU-Ebene werden müssen. Die Einführung der neuen 5G-Netzwerktechnologie wird – unabhängig vom Huawei-Problem – ebenfalls viele zusätzliche Cybersicherheitsrisiken schaffen.[38] Die Gefahr eines „digitalen Pearl Harbor“ im 21. Jahrhundert gilt inzwischen als real und nicht mehr länger bloß als Science-Fiction, da die Grenzen zwischen Cyberkriminalität, Cyberterrorismus und einem privat oder staatlich unterstützten Cyberkrieg als neue Form der „asymmetrischen“ und „hybriden Kriegsführung“ zunehmend verfließen.[39]

Die Schädigung oder Unterbrechung sensitiver Funktions- und Kommunikationsprozesse innerhalb von und zwischen kritischen Infrastrukturen kann weitreichende politische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen haben, die sich kaskadenartig schnell auf andere (Nachbar-)Staaten erstrecken können. Mehr denn je gilt: Je stärker eine Industriegesellschaft und deren kritische Infrastruktur per Internet vernetzt sind, umso ausgeprägter sind die potenziellen Risiken und Verwundbarkeiten. Im Mittelpunkt stehen dabei die industriellen Kontrollsysteme (Industrial Control Systems, ICS) von Industrieanlagen und kritischer Infrastruktur[40], zumal die Cybersicherheitsrisiken gerade im Energiesektor weiter stark zunehmen werden.[41]

Noch vor dem offiziellen Amtsantritt von US-Präsident Joe Biden war im Dezember 2020 einer der verheerendsten Cyberattacken (SolarWinds) auf die USA entdeckt und bekannt gemacht worden. Das Ausmaß, die Komplexität des Angriffs und die bisherigen forensischen Digitaluntersuchungen ließen aus Sicht der neuen US-Regierung und US-Cybersicherheitsexperten keinen Zweifel daran, dass dieser Hackerangriff entweder direkt von einem der russischen Geheimdienste kam oder über eine von diesen unterstützte und koordinierte Hackergruppe. Es entstand eine neue Debatte darüber, wie die USA reagieren solle auf diesen beispiellosen Cyberangriff, der bereits 2019 vorbereitet und im März 2020 ausgeführt worden war.

Abbildung 3: Interdependenzen ausgewählter kritischer Infrastrukturen
Quelle: GIS 2020
Abbildung 3:

Interdependenzen ausgewählter kritischer Infrastrukturen

Quelle: GIS 2020

Während die US-Debatte über die geeignete Antwort und das Ausmaß dieser Attacke noch voll im Gang war und weiterhin ist, wurde im März 2021 ein zweiter schwerer Cyberangriff bekannt, der auf Microsoft Exchange zielte und dessen potenzieller Schaden wohl noch größer war. Dieses Mal identifizierte man eine chinesische Hackergruppe namens Hafnium, die den chinesischen Geheimdiensten zugerechnet wird. Da sich die amerikanisch-chinesischen Beziehungen mehr denn je als globale Machtrivalität vor allem über den Hightech-Sektor bestimmen, sind die bilateralen – anders als die amerikanisch-russischen – Beziehungen aufgrund der gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten und globalen Versorgungsketten ungleich komplizierter. Der Angriff war auch deshalb hochbrisant, weil er die USA zeitgleich zu einer strategischen Antwort auf die beiden autoritären geopolitischen Herausforderer zwang. Obwohl sich die bilateralen Beziehungen mit China noch weiter verschlechtert haben, standen mögliche Cybergegenangriffe bis dahin nicht auf der politischen Agenda der US-Regierungen.

Auch auf den chinesischen Cyberangriff erwarteten die USA eine politische Bündnisantwort der Europäer und testeten damit die deklarierte europäische und deutsche Bereitschaft zu umfassenden transatlantischen Beziehungen. Ungeachtet dieser deklaratorischen Bereitschaft unterzeichneten Frankreich und Deutschland Ende 2020 das EU-China-Investitionsabkommen – trotz US-Aufforderungen, im Vorfeld bilaterale Konsultationen abzuhalten.[42]

Ebenso hat der Ransomware-Cyberangriff auf die 8.000 km lange US-amerikanische Colonial Pipeline im Mai 2021 die Verwundbarkeit kritischer Energieinfrastrukturen offengelegt und bietet wichtige Lehren. Die Hacker hatten die IT-Infrastruktur des Energieunternehmens infiltriert und konnten den Betrieb der Ölpipeline unterbrechen. Der Ausfall betraf sowohl private Verbraucher als auch die US-Streitkräfte. Die Angreifer stahlen fast 100 Gigabit Daten und forderten eine Lösegeldsumme von 4,4 Millionen US-Dollar in Bitcoin, um den Zugriff des Pipeline-Unternehmens auf sein Abrechnungssystem wieder zu gewährleisten. Die Erpressung der identifizierten russischen Cyber-Hackergruppe DarkSide funktionierte, weil das Energieunternehmen das Lösegeld trotz Warnungen der US-Regierung und Cybersicherheitsexperten schnell zahlte.[43]

5 Neue geopolitische Importabhängigkeiten bei Wasserstofflieferketten

Wasserstoff gilt als sauberer, sicherer und erschwinglicher Energieträger und als industrieller Rohstoff. Er spielt eine Schlüsselrolle und ist das „fehlende Bindeglied“ in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren wie Stahlerzeugung, Raffinerien, Ammoniakproduktion und in vielen Bereichen der chemischen Industrie. Wasserstoff lässt sich in Strom und Wärme umwandeln.[44] In Zukunft könnten auch Busse, Züge, Lastwagen, sogar Schiffe und Flugzeuge mit Wasserstoff angetrieben werden. Als Energiespeicher und Energieträger ist Wasserstoff in vielfacher Weise nutzbar. Der Wasserstoffausbau wird große Auswirkungen auf die Bundeswehr sowie die Außen- und Sicherheitspolitik haben und neue Energiepartnerschaften mit neuen Lieferländern notwendig machen. Auch dabei entstehen neue Risiken und Verwundbarkeiten.

Bereits vorhandene Technologien ermöglichen es, Wasserstoff auf unterschiedliche Weise und für verschiedene Zwecke zu produzieren, zu speichern, zu bewegen und zu nutzen. Wasserstoff kann durch Erneuerbare Energien, Biomasse, Kernenergie sowie fossile Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle) erzeugt werden. Er gilt als die heute einzige realistische Möglichkeit, Strom aus Erneuerbarer Energie über einen längeren Zeitraum zu speichern. In Europa liegt der Fokus vor allem auf grünem Wasserstoff, der allerdings derzeit die teuerste Variante ist.

Seit mindestens drei Jahren genießt Wasserstoff (H2) weltweit zunehmend eine beispiellose internationale politische und industrielle Unterstützung. Haupttreiber sind die globale Klimaschutzpolitik und ihre Ziele, die Integration der Erneuerbaren Energie, die Diversifizierung der Energieversorgung und neue Möglichkeiten für Wirtschaftswachstum durch Einbeziehung zusätzlicher Wirtschafts- und Industriesektoren jenseits der Energiebranche. Allein von 2017 bis Juli 2020 stieg die Zahl der Unternehmen, die dem internationalen Hydrogen Council beigetreten sind, von 13 auf 92. Und 2019 hat der World Energy Council (WEC) eine Hydrogen Global Initiative ins Leben gerufen.[45]

Für das Netto-Null-Emissionsziel bis 2050 sieht die Internationale Energie Agentur (IEA) einen Ausbau der Wasserstoffproduktion von 0,2 GW auf 3.300 GW bis 2050 vor – was dem Zweifachen des gesamten Stromverbrauchs Chinas entspricht. Der WEC erwartet bis 2050 sogar einen Bedarf von bis zu 9.000 TWh oder rund 270 mt Wasserstoff pro Jahr – vergleichbar mit dem gesamten weltweiten jährlichen Primärenergiebedarf, der durch Erneuerbare Energien gedeckt wird.[46]

Kurzfristig könnte blauer und grauer Wasserstoff für viele Länder mit größeren Kohle- und Gasreserven sowie niedrigeren Produktionskosten die kostengünstigste Option bleiben. Derzeit ist grüner Wasserstoff zwei- bis dreimal teurer als Wasserstoff auf Basis fossiler Brennstoffe, obwohl die Elektrolysekosten in den letzten fünf Jahren bereits um das Fünffache gesunken sind.[47] Während kohlenstoffarmer Wasserstoff heute noch deutlich teurer ist, wird erwartet, dass die Kosten stark sinken werden, wenn die Produktion entsprechend ausgeweitet und die notwendige Infrastruktur aufgebaut wird. Verschiedenen Prognosen zufolge könnte grüner Wasserstoff auf Basis Erneuerbarer Energien bis 2050 bis zu 24 Prozent des weltweiten Energiebedarfs decken.[48] Die Elektrolyse der Wasserstoffumwandlung erfordert jedoch auch eine ausreichende Wasser- und Stromversorgung.

Die deutsche Wasserstoffstrategie bildete für die der EU von Anfang Juli 2020 eine wichtige Diskussionsgrundlage.[49] Auch die EU räumt der Wasserstofferzeugung auf Basis Erneuerbarer Energien eine hohe Priorität ein. Das gilt insbesondere für die Sektorenkoppelung und im Rahmen der neuen EU-Strategie für die künftige Energiesystemintegration.

Mit einer dreiphasigen Strategie will die Europäische Kommission bis 2050 den Anteil von Wasserstoff im europäischen Energiemix von derzeit lediglich zwei auf mindestens 13 bis 14 Prozent erhöhen. Der dafür notwendige Ausbau von „grünem Wasserstoff“ soll mit 180–470 Mrd. Euro bis 2050 gefördert werden. Dies setzt eine kosteneffiziente Integration der Wasserstoffstrategie mit der im März 2020 ebenfalls neu verabschiedeten Industriestrategie voraus und außerdem neue gemeinsame Energie- und Klimaregulierungen, Rechtsakte für europäische Standards, Investorensicherheit, Terminologien und Definitionen, Zertifizierungen für Lebenszyklus-Emissionen und Änderungen der EU-Steuerpolitik.

Deutschlands nationale Wasserstoffstrategie sieht die Förderung von Projekten für grünen Wasserstoff mit 9 Mrd. Euro vor. Davon sollen 7 Mrd. Euro auf dem eigenen nationalen Markt investiert werden. 2 Mrd. sind als Unterstützung für Wasserstoffprojekte in der Ukraine und Nordafrika (Marokko) vorgesehen, da die künftige Produktion von grünem Wasserstoff außerhalb Europas kostengünstiger sein könnte als in Deutschland.[50] Viele Experten halten jedoch Wasserstoff auf der Basis der volatilen Erneuerbaren Energie für grundsätzlich ineffizient und eine unwirtschaftliche Illusion.[51]

Aufgrund des gewaltigen Energiebedarfs für die Herstellung von Wasserstoff auf Basis Erneuerbarer Energien kann weder in Deutschland noch in der EU infolge mangelnden freien Flächenpotenzials und hoher Bevölkerungsdichte ausreichend Wasserstoff für die ermittelte Einsatzbreite hergestellt werden, sodass man ihn künftig in größerem Umfang importieren muss. Der BDI geht für 2050 von einem jährlichen Wasserstoffimport von rund 340 TWh aus – was dem jetzigen Leistungsvermögen des gesamten deutschen Kraftwerkeparks entspricht.

5.1 Geopolitische Implikationen: neue Lieferketten und Importabhängigkeiten

Wasserstoff bietet zahlreiche neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit in Form von bi- oder multilateralen Wasserstoffpartnerschaften – insbesondere zwischen demokratischen Ländern der G20-Gruppe. Wasserstoffpartnerschaften sind somit auch ein Instrument der künftigen Energieaußenpolitik und Versorgungssicherheitsstrategie.

Die so entstehende Wasserstoffwirtschaft wird völlig neue industrielle Wertschöpfungs-, Versorgungs- und Logistikketten bewirken und sowohl in Deutschland als auch in Europa in hohem Maß von Wasserstoffimporten abhängen. Will man den Wasserstoff durch Erneuerbare Energien herstellen, wird ein gewaltiger Zubau zusätzlicher Sonnen- und Windenergie erforderlich. Dieser ist aufgrund mangelnden freien Flächenpotenzials bei dicht bevölkerten Ländern wie Deutschland völlig unrealistisch. Folglich würde die fossile Energieabhängigkeit von (wie in Nordafrika oder der Golf-Region) politisch instabilen oder (wie Russland) außenpolitisch problematischen Ländern durch neue geopolitische Abhängigkeiten von anderen oder teilweise denselben Staaten abgelöst. Auch hier wird es geopolitische Gewinner und Verlierer geben. Dabei sind die geopolitischen Implikationen für eine „grüne“ oder „blaue“ Wasserstoffzukunft für Wasserstoff-Nettoimporteure und -Nettoexporteure unterschiedlich.[52]

Für Deutschland und die EU ist das Thema Wasserstoff auch deshalb problematisch und herausfordernd, weil es die ohnehin schon ausgeprägte Importabhängigkeit von kritischen Rohstoffen (wie Seltene Erden, Lithium, Kobalt u. a.) stark erhöhen und nicht zuletzt die deutsche sowie europäische Verteidigungsindustrie massiv beeinflussen wird. Beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft und angestrebten Technologieführerschaft konkurrieren Deutschland und die EU ebenfalls vor allem mit China. Daher müssen die außen-, sicherheits- und geopolitischen Auswirkungen einer zunehmenden Abhängigkeit von Wasserstoffeinfuhren frühzeitig analysiert werden, um die Ergebnisse in den Strategien für eine Wasserstoffversorgungssicherheit adäquat zu berücksichtigen.

Der Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft eröffnet der Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands und der EU allerdings ein größeres Zeitfenster, um die außen- und geopolitischen Dimensionen vorab und nicht wie bisher post facto rechtzeitig zu adressieren und entsprechende außenpolitische Strategien zu entwickeln. Dies könnte auch in intensiverer transatlantischer Kooperation sowie in Zusammenarbeit der demokratischen G20-Staaten geschehen, um besser auf die wirtschaftlich-technologischen Herausforderungen durch China eingehen zu können.[53]

Abbildung 4: Die künftige globale Wasserstoff-Welt
Quelle: GIS 2020
Abbildung 4:

Die künftige globale Wasserstoff-Welt

Quelle: GIS 2020

Aus deutscher und europäischer Sicht hätte beispielsweise Australien die Voraussetzungen, die es Europa erlauben, sich zu einer Supermacht für Erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff zu entwickeln. Jedoch könnten sich die langen Seetransportwege für Wasserstoffexporte nach Europa als zu kostspielig erweisen und sind mit maritimen Sicherheitsrisiken wie Blockaden von Choke Points und instabilen SLOCs verbunden, wie es zuletzt im Suezkanal im März 2021 zu erleben war.

Während in Afrika Mali sogar natürlichen Wasserstoff (weißen Wasserstoff) produzieren kann, haben die weitverbreiteten politischen Instabilitäten in den letzten Jahren größere ausländische Investitionen behindert. Marokko wurde von der EU und Deutschland als eines der ersten und potenziell wichtigsten Wasserstoff-Partnerländer identifiziert, da es ehrgeizige Pläne für Solaranlagen hat und das Ertragspotenzial von Photovoltaik doppelt so hoch ist. Doch gegenwärtig haben sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Marokko und Deutschland aufgrund unterschiedlicher Positionen zur Westsahara und eines wahrgenommenen neuen national(istisch)en Selbstbewusstseins in Marokko dramatisch verschlechtert. Darüber hinaus müssen all diese Länder ihren nationalen Energiemix selbst grüner gestalten, um die eigenen Klimaziele zu erreichen. Daher muss man den gegenwärtigen europäischen und weltweiten Wasserstoff-Hype auf eine realistischere Perspektiven herabstufen.[54]

Bisher gibt es immer noch zu wenige Projekte und Lieferabkommen für die Zukunft. Eine der Ausnahmen bildet ein vom Bundeswirtschaftsministerium finanziell unterstütztes Projekt in Saudi-Arabien, an dem auch ThyssenKrupp beteiligt ist: Das im Dezember 2020 vereinbarte Projekt Neom will ab 2025 mit Elektrolyse große Mengen Wasserstoff und Ammoniak produzieren. Dabei muss die Bundesregierung allerdings verhindern, dass deutsche Steuergelder am Ende chinesische Konkurrenten und ihre H2-Projekte finanzieren oder dass mit deutschen Investitionen erzeugter Wasserstoff allein nach China exportiert wird. Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate haben inzwischen eine Führungsrolle beim Export von Ammoniak eingenommen und positionieren sich damit auch in einer künftig dekarbonisierten Energiewelt. Im September 2022 trafen ihre ersten Wasserstoff- und Ammoniak-Lieferungen in Europa ein.

Der Ausbau von „grünem Wasserstoff“ auf bis zu 24 Prozent des Weltenergieverbrauchs bis 2050 erfordert einen riesigen Ausbau der Elektrolysekapazitäten, für die ausreichend Wasser und Strom und damit auch freie Flächen (versus Bevölkerungsdichte) für Solar- und Windkraft vorhanden sein müssen. Das ist jedoch in den einzelnen Regionen und Ländern äußerst unterschiedlich der Fall. Das Schaffen komplett neuer Wertschöpfungs-, Versorgungs- und Logistikketten und somit das Entstehen neuer Exporteure sowie Importeure beim Aufbau einer globalen Wasserstoffwirtschaft sorgen unweigerlich für Gewinner und Verlierer. Bei der Frage der künftigen Versorgungssicherheit und Importabhängigkeit müssen in Verwundbarkeits- und Risikoanalysen daher die politische Stabilität der Exportstaaten sowie weitere geopolitische Risiken einfließen. Schon heute ist es notwendig, die künftige H2-Versorgungssicherheit an einer möglichst großen Importdiversifizierung auszurichten und hohe Einfuhrabhängigkeiten von einem Land (wie Russland mit einer Gasimportabhängigkeit von mehr als 55 Prozent in 2021) zu vermeiden.

Bei Wasserstoff als neuem Energieträger sollte man deswegen einer strategischen Zusammenarbeit der G20-Demokratien die Priorität geben. Neben der Forcierung von Wasserstoffprojekten mit EU-Nachbarschaftsstaaten (wie der Ukraine und Marokko) ist eine strategische Kooperation von Deutschland und der EU mit Australien sinnvoll. Denn wie kaum ein anderer potenzieller Partner bietet Australien genügend freie Fläche, intensivste Sonnenstrahlung, gute Windbedingungen sowie teils gute Infrastrukturen für eine komplette Wertschöpfungs- und Versorgungskette von Wasserstoff. Deutschland und die EU wiederum können Australien beim massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien und neuen industriellen Wertschöpfungsketten unterstützen. Und das könnte eine stärkere globale außen-, sicherheits- und geopolitische Zusammenarbeit bei anderen globalen Herausforderungen (China) begünstigen. In der Tat haben Deutschland und Australien bereits ein bilaterales Abkommen über eine verstärkte Zusammenarbeit und künftige deutsche Wasserstoffimporte unterzeichnet. Doch bleibt die Frage vorerst unbeantwortet, ob sich die langen Transportwege von Australien nach Europa und Deutschland auch wirklich kommerziell rechnen werden.

Nach einer US-Analyse könnten vor allem Australien, die USA, Marokko und Norwegen zu den künftigen Gewinnern gehören, während Russland eher zu den Verlierern zählen dürfte, weil es zwar viel Fläche, aber im Vergleich zu anderen Ländern kaum gute Bedingungen für die Erzeugung von „grünem Wasserstoff“ aufzuweisen hat. In Afrika, Asien und Lateinamerika könnte der große Wassermangel hinderlich sein. Andere Länder mögen zwar über gute Bedingungen beim Ausbau von Solar- und Windkraft verfügen, aber nicht über die Finanzkraft sowie die notwendige vernetzte Infrastruktur für Erzeugung, Transport und Verteilung von Wasserstoff (ein Vorteil Europas). Prinzipiell gilt: je größer ein Land, umso teurer dürfte der Aufbau einer großen Wasserstoffwirtschaft sein – vor allem wenn es zusätzlich neue Pipelineinfrastrukturen für Transport und Verteilung des Wasserstoffs aufbauen muss.[55]

Das aktuelle Beispiel des Bürgerkriegs und Machtwechsels in Mali wirft ebenfalls ein Schlaglicht auf die Herausforderungen einer künftigen Wasserstoffimportabhängigkeit. Mali verfügt über natürlich vorhandenen Wasserstoff, der nicht energieintensiv erzeugt werden muss, sondern zu einem Fünftel der Kosten direkt gefördert werden kann. Möglicherweise könnte man solchen „weißen Wasserstoff“ auch aus anderen Staaten beziehen und dann ein globaler Game Changer werden. Bisher ist danach jedoch nicht aktiv gesucht worden. Eine Analyse der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) vom Juni 2020 listet weltweit bis zu zehn Orte (darunter im Oman, in Russland, Kanada, den USA und den Philippinen) auf, an denen man durch Zufall auf hohe Wasserstoffkonzentrationen von 30–99 Prozent gestoßen ist. Doch noch fanden sich im geologischen Untergrund keine Größenordnungen, die auch nur annähernd mit denen kommerzieller Erdgasfelder zu vergleichen sind.[56]

Die bisherigen Analysen und Entwicklungen zeigen, dass die Region MENA (Persischer Golf und Nordafrika) auch bei den globalen Wasserexporten künftig eine Schlüsselrolle spielen wird, vor allem bei grünem Wasserstoff und Ammoniakexporten. Dasselbe gilt aber auch für die neue Energiesupermacht Australien sowie für Afrika, sodass Deutschland und Europa gute Diversifizierungsoptionen haben und keine extrem hohen und einseitigen H2-Importabhängigkeiten entstehen müssen. Dies ist umso wichtiger, weil die künftigen Entwicklungen in der MENA-Region, in Afrika südlich des Äquators und in Südamerika mit großen politischen Instabilitäten einhergehen dürften.[57]

6 Politische Stabilität in Staaten, die bislang Erdöl oder Erdgas exportiert haben

Bis etwa 2012/2014 erwarteten die erdölproduzierenden Länder (OPEC) und die Nicht-OPEC-Staaten eine Ära, in der der Höhepunkt (peak) der Förderung erreicht wäre und man von Ölpreisen von konstant über 100 Dollar pro Fass ausgehen könne. Die verbleibenden konventionellen Erdölreserven reichten damaligen Prognosen zufolge für rund 50 Jahre. Bei einer schleichenden Abnahme der weltweiten Ölförderung rechnete man mit einer kontinuierlichen, wenngleich zunehmend volatilen Preiserhöhung und mit Ölpreisen von 150–200 US-Dollar pro Fass.[58]

Mittlerweile hat sich diese Erwartung als nicht realistisch erwiesen. Der Einsatz neuer Technologien zur Förderung von Erdöl (insbesondere das Fracking) und der beginnende Umstieg auf die Elektromobilität führen dazu, dass die weltweite Produktion erhöht und die Nachfrage nach Erdöl ab 2025/2030 perspektivisch sinken wird.[59] Von einem peak spricht man heute eher bei der Nachfrage als bei der Produktion.

Der dramatische Verfall der Rohölpreise seit Sommer 2014 hat die Welt an den Nexus von Rohölpreisen und Geopolitik erinnert. Mitte der 1980er-Jahre hatte eine bewusste Preispolitik Saudi-Arabiens einen vergleichbar dramatischen Rückgang der Rohölpreise ausgelöst. Das erwies sich als ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Bewältigung der damaligen Wirtschaftskrise durch die Staaten des Westens. Es verstärkte aber auch den ökonomisch-finanziellen und politischen Zusammenbruch der UdSSR und läutete damit das Ende des Kalten Krieges ein.[60]

Trotz der seit 2014 vorgenommenen Förderkürzungen bei Rohöl und Erdgas und nicht zuletzt wegen des weltweiten Wirtschaftseinbruchs während der COVID-Pandemie gefährdet das heutige Preisniveau die sozial-ökonomische und politische Stabilität vieler Öl- und Gasförderländer.[61] Der anstehende Ausstieg aus der Kohle-, Öl- und Gasförderung infolge neuer Klimaschutzmaßnahmen droht, die politisch-wirtschaftliche Destabilisierung dieser Länder und Regionen mit weitreichenden geopolitischen Auswirkungen weiter zu verstärken.[62]

Vor diesem Hintergrund stellen sich für viele Öl- und Erdgasförderländer existenzielle Fragen. Alle benötigen Einnahmen aus der Förderung dieser fossilen Energieträger, um ihre Staatshaushalte zu finanzieren. Während die Förderkosten in der Regel keinen großen Schwankungen unterworfen sind, können die Verkaufspreise so weit einbrechen, dass der Break-even-Preis für Erdöl oder Erdgas unterschritten wird. Das bedeutet, dass der Staat bei Unterschreitung eines bestimmten Preises wesentliche Leistungen nicht mehr erbringen kann. Diese Abhängigkeit ist unterschiedlich ausgeprägt je nach wirtschaftlichem Diversifizierungsgrad des Förderlands.[63] Die meisten Ölförderländer haben bei der Aufstellung ihrer Staatsbudgets bis 2020 einen wesentlich höheren Ölpreis angesetzt, als das Preisniveau von rund 50–55 US-Dollar pro Fass erwarten ließ. Sollte diese Diskrepanz nach Ende des Ukraine-Kriegs bzw. mittelfristig bis 2030 mit internationalen Rohölpreisen von unter 40–50 US-Dollar zurückkehren, dann dürften diese Ölförderländer vor weitaus stärkeren wirtschaftlichen Problemen stehen. Nicht jedes Ölförderland hat so umfangreiche finanzielle Reserven wie Saudi-Arabien, das jedoch auch seit 2014 mehrere hundert Mrd. US-Dollar an Währungsreserven verloren hat. Weder Russland noch Iran, Irak, Nigeria und viele weitere Ölproduzenten haben bisher für ihre Wirtschaft ein Diversifizierungsprogramm initiiert, das sie auf einen erneuten Rückgang von Rohölexporten und Preisen sowie seine Auswirkungen vorbereitet.[64]

Der Höhepunkt der Nachfrage nach Öl wird inzwischen auf den Zeitraum 2025–2030 datiert und nicht erst danach (wie vor der Pandemie). Das bedeutet, dass Förderstaaten Anpassungsleistungen in einer Größenordnung erbringen müssen, die in vielen Fällen unrealistisch erscheinen. Die Weltbank unterscheidet zwischen Energieexporteuren, die (wie Katar, Bahrain) eine hohe Resilienz gegenüber dem Verfall des Markts für Erdöl oder Erdgas aufweisen bzw. wie Saudi-Arabien eine mittlere Resilienz erwarten lassen und jenen, deren Anfälligkeit hoch ist (Russland) oder sogar sehr hoch (wie bei Nigeria, Iran, Irak und den nordafrikanischen Förderländern).[65]

In diesem Kontext spricht man erneut vom „Ressourcenfluch.“ Darunter versteht man, dass Förderländer, die über 50 Prozent ihrer staatlichen Einnahmen aus den Erlösen von Energieexporten bestreiten, einer mangelnden Diversifizierung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und der übrigen Industrien und Dienstleistungssektoren ausgesetzt sind.[66] Solche Staaten sind häufig sogenannte Rentierökonomien, d. h. dass ein Großteil der Bevölkerung Einkommen bezieht, für die keine oder wenige Leistungen zu erbringen sind. Das zeigt, dass ein enger Zusammenhang zwischen hohen Ölpreisen und mangelnder Reformbereitschaft besteht. Damit gehen oft Einschränkungen von demokratischen Institutionen und Freiheitsrechten einher, häufig auch eine konfrontativere Außenpolitik.

Abbildung 5: Wie vorbereitet sind die fossilen Energieexporteure auf die Dekarbonisierung?
Quelle: GIS 2020
Abbildung 5:

Wie vorbereitet sind die fossilen Energieexporteure auf die Dekarbonisierung?

Quelle: GIS 2020

Schon in der Weltwirtschaftskrise 2008 wurde erkennbar, wie anfällig „Petrostaaten“ für den Rückgang der Nachfrage und den Verfall der Preise sind. In diesem Zusammenhang tun sich zwei verschiedene Szenarien auf: Im ersten kann es zu einem Verfall von Staat und Gesellschaft kommen, im zweiten Szenario zu einer autoritären Regression. Letzteres ist vor allem in Russland, aber auch im Iran zu beobachten. Daraus ergeben sich für westliche Industriestaaten wie Deutschland erhebliche Probleme. Je mehr die eigene Versorgung mit fossilen Energieträgern von fanatischen Muslimen, diktatorischen und autoritären Potentaten, Kriegsverbrechern und unsicheren Exporteuren abhängt, umso mehr leidet die eigene außenpolitische Glaubwürdigkeit. Das gilt insbesondere dann, wenn die steigende Importabhängigkeit zu Nachgiebigkeit, vorauseilendem Gehorsam, Unterwürfigkeit, Korruption und/oder Kungelei mit autoritären Regimen in der Außen- sowie Sicherheitspolitik führt. Gerade die deutsche Russland- und Energiepolitik der vergangenen 20 Jahre gibt ein warnendes Beispiel ab.[67]

7 Ausblick

Traditionelle Herausforderungen von Energiesicherheit sind eng verknüpft mit Importrisiken bei Rohöl und Erdgas. Im Zuge der Dekarbonisierung und des Ausbaus Erneuerbarer Energien werden sich diese Risiken verringern. Dafür entstehen jedoch neue Versorgungs- und Sicherheitsrisiken bei kritischen Rohstoffen, Wasserstoff, Cyberangriffen und durch größere Instabilitäten in vielen Rohöl- und Erdgasförderstaaten infolge der weltweiten Dekarbonisierung. Die aktuellen Debatten über die künftige globale Energiesicherheit konzentrieren sich zum großen Teil auf den Übergang vom fossilen auf ein „grünes Zeitalter“ auf Basis Erneuerbarer Energien. Allerdings richtet sich ihr Fokus auf das Nachfragemanagement und die Integration von Erneuerbaren Energien bei einer dezentralen Ausrichtung des künftigen Energiesystems sowie auf damit verbundene Technologieinnovationen, technokratische Lösungs- und Regulierungsansätze sowie neue Marktdesigns. Die vielfältigen geopolitischen Dimensionen der Dekarbonisierung des Weltenergiemix dagegen werden häufig ausgeblendet oder weiterhin marginalisiert.

Gleichzeitig haben sich viele der bisherigen Grundannahmen der europäischen und vor allem der deutschen Energiepolitik relativiert. Einer ihrer Kernpunkte, der Ausbau Erneuerbarer Energien und die Dezentralisierung des Energieverbunds, ist zwar nicht grundsätzlich fraglich, denn er wird zunehmend von selbsttragenden marktwirtschaftlichen und technologischen Kräften vorangetrieben. Doch das bislang oft mit apodiktischer Sicherheit vorgetragene Argument, geopolitische Risiken bestünden nur bei fossilen Energien, ist einer der vielen ideologischen Mythen in dieser Diskussion. Für die Energiepolitik des Übergangs bis mindestens 2030 wird es vielmehr darauf ankommen, eine ausgewogene Mischung aus global gehandelten, heimischen fossilen und Erneuerbaren Energien sowie Wasserstoff zu finden. Diese Kombination wird sich im Lauf der Zeit mehr und mehr zugunsten „grüner Energien“ verschieben.

Sicher ist: Auch Erneuerbare Energien bergen geopolitische Risiken und Importabhängigkeiten, die gegenwärtig sogar noch höher sind als bei der bisherigen deutschen Gasimportabhängigkeit. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ein neues nicht-fossiles, auf Erneuerbaren Energien basierendes Zeitalter der internationalen Energiepolitik und -sicherheit nicht das Ende von Geopolitik und neuen Risiken, Verwundbarkeiten und Sicherheitsherausforderungen bedeutet. Zugleich werden die traditionellen geopolitischen Risiken der Versorgungssicherheit – zumindest in der mittelfristigen Übergangsperiode in ein nicht-fossiles Zeitalter – keineswegs verschwinden. In einigen Fällen, wie den maritimen Sicherheitsdimensionen und neuen machtpolitischen Rivalitäten (USA–-China, China–Indien, China-–Japan etc.), könnten sie sogar noch zunehmen. Dies gilt insbesondere mit Blick auf eine Zukunft, in der die Welt immer weniger von fossilen Energien abhängt und die traditionellen Öl- und Gasproduzenten immer weniger fossile Energien exportieren können.

Doch weder Russland noch Iran, Irak, Nigeria und viele andere Ölproduzenten haben bisher ein wirkliches Diversifizierungsprogramm für ihre Wirtschaft initiiert, das sie auf einen erneuten Fall der Rohölexporte und Preise sowie deren Auswirkungen vorbereitet. Daher drohen künftig mehr denn je sowohl innen- als auch regionale Instabilitäten in vielen öl- und erdgasexportierenden Staaten. Allerdings dürften die ökonomischen Auswirkungen der Dekarbonisierung Länder wie Russland stärker betreffen als fossile Energieexporteure im Persischen Golf, deren Produktionskosten der Erdöl- und Gasexploration weit niedriger sind und die ihre Wettbewerbsfähigkeit selbst bei künftig kleineren Öl- und LNG-Märkten behaupten dürften.

Aus all den hier aufgezeigten Gründen wird Energie(versorgungs)sicherheit auch künftig von elementarer strategischer Bedeutung sein. Denn der Übergang vom fossilen in ein dekarbonisiertes Zeitalter wird eine Vielzahl neuer geopolitischer Risiken und Verwundbarkeiten durch neue Liefer- und Wertschöpfungsketten bei künftigen Importen von kritischen Rohstoffen und Wasserstoff mit sich bringen.

Aus der Digitalisierung der Energiewelt erwachsen für kritische (Energie-)Infrastrukturen noch weitaus größere Risiken und Verwundbarkeiten. Cybersicherheit im Energiesektor wird vor allem Sicherheit der industriellen Kontrollsysteme (ICS) und SCADA-Systeme (Supervisory Control and Data Acquisition), d. h. Sicherheit von Computersystemen und Software zur Überwachung und Steuerung technischer Prozesse, bedeuten. Das wird die Frage der Stromversorgungssicherheit für kritische Rohstoffe in hochvernetzten Industrie- sowie Hightech-Gesellschaften mehr denn je in den Vordergrund rücken und neue vernetzte, gesamtstaatliche Sicherheitskonzepte für hybride Energiesicherheitsrisiken verlangen.

Da die Nachfrage der EU nach bestimmten kritischen Rohstoffen bis 2030 um den Faktor 20 steigen könnte, wird die Notwendigkeit der Entwicklung widerstandsfähiger Wertschöpfungsketten – auch für Erneuerbaren Energien, Batterien und andere Technologien – durch Ressourceneffizienz, Recycling, Wiederverwendung, Reparatur, Substitution und Nutzung von Sekundärquellen (als Teil der zukünftigen „Kreislaufwirtschaft“) eine immer wichtigere Rolle spielen. Gleichzeitig gilt es zu bedenken, dass die Inbetriebnahme neuer Minen und Raffineriekapazitäten auf der ganzen Welt Vorlaufzeiten von mindestens 7, in westlichen Ländern sogar 10 bis 20 Jahren erfordert. Angesichts der mangelnden öffentlichen Akzeptanz in vielen OECD-Ländern ist es jedoch zunehmend schwierig, private Investoren für langfristige Bergbauprojekte zu finden.

Während eine vollständige „strategische Autonomie“ weder realistisch noch wünschenswert ist, ist eine Diversifizierung der Lieferungen und Einfuhren von kritischen Rohstoffen schon in den nächsten Jahren dringender denn je erforderlich. Diese muss den Ausbau der inländischen Bergbau-, Verarbeitungs- und Raffineriekapazitäten in Europa zur Reduzierung der EU-Importe und unerwünschten geopolitischen Abhängigkeiten umfassen und zur Senkung der globalen Klima-Emissionen beitragen. Für die Umsetzung dieser strategischen Ziele sind politische Führung und angemessene politische Unterstützung sowie öffentliche Kommunikationsstrategien für europäische Bergbauprojekte im Bereich kritischer Rohstoffe wie in Norwegen unverzichtbar, da die EU sonst ihr vereinbartes Emissionsziel von minus 55 Prozent bis 2030 nicht erreichen kann.

Eine chinesische Kontrolle über die mineralreichen Lagerstätten in Afghanistan, Bolivien und Chile birgt die Gefahr, dass sich Europas ohnehin problematische Abhängigkeit von Chinas Produktions- und Veredelungskapazitäten sowie von seinen dominierten Liefer- und Wertschöpfungsketten bei kritischen Rohstoffen weiter vergrößert.

Auch Wasserstoffimporte tragen neue Risiken und Verwundbarkeiten mit sich. Denn von den künftigen Lieferländern aus den Regionen Persischer Golf, Afrika und Südamerika sind viele traditionell politisch instabil. Doch der Aufbau neuer Lieferketten eröffnet auch Möglichkeiten, den Fehler einer zu großen Abhängigkeit von einzelnen Ländern und Unternehmen zu vermeiden. Doch vor allem braucht es mit Blick auf künftige Versorgungssicherheit bei Wasserstoff und kritischen Rohstoffen unbedingt einen neuen Konsens und neue Kooperationen von Staat und Wirtschaft sowie nicht weniger dringend eine weit umfassendere Kooperation und Koordination auf europäischer und transatlantischer Ebene.

About the author

Dr. Frank Umbach

Forschungsleiter des Europäischen Clusters für Klima-, Energie- und Ressourcensicherheit (EUCERS)

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Published Online: 2023-06-07
Published in Print: 2023-06-05

© 2023 bei den Autorinnen und Autoren, publiziert von De Gruyter.

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