Der Weltraum als Wirtschafts- und Innovationstreiber

07. Juni 2023 | 18:00 - 19:30 Uhr | Hörsaal VII, Hauptgebäude Universität Bonn

Sechste Veranstaltung der Ringvorlesung „Nach den Sternen greifen. Der Weltraum als Wirtschafts-, Lebens- und Wettbewerbsraum im 21. Jahrhundert“ (SoSe 2023) mit Dr. Arne Gausepohl.

Der Wert der globalen Weltraumindustrie, die nunmehr aus über 10.000 Unternehmen besteht (davon ca. die Hälfte in den USA), hat in 2021 den Schwellenwert von 4.000 Milliarden USD überschritten. Obgleich Europa im globalen Vergleich die zweitgrößte Weltraumindustrie – mit Russland, Frankreich und Deutschland als den drei großen europäischen Spielern – hat, ist die Aufmerksamkeit bzgl. dieses bedeutsamen Wirtschafts- und Innovationsfelds in anderen Teilen der Welt wie etwa in den USA deutlich größer. Dies mag an den enormen öffentlichen Ausgaben (die US-Regierung gibt mehr Geld für den Weltraumbereich aus als alle anderen Nationen zusammen) oder an der disruptiven Pionierarbeit, die Firmen wie SpaceX von Elon Musk leisten, liegen, steht in jedem Fall jedoch in Widerspruch zum derzeitigen Leistungsvermögen der europäischen Weltraumindustrie.
 
Während der Mangel an öffentlicher Auseinandersetzung mit dem Thema Weltraum in Deutschland und anderen europäischen Ländern erstaunlich ist, ist das Wachstum der globalen Weltraumindustrie, welches mit knapp 7% jährlich seit 2005 doppelt so hoch wie die globale Wirtschaft insgesamt ausfällt, überaus nachvollziehbar: Die weltraumbasierte Infrastruktur um unseren Planeten leistet vielfältige, überaus wichtige Aufgaben, welche zum Funktionieren hochmoderner Industriegesellschaften unabdingbar sind. Dies gilt nicht nur für ein fehlerfreies Funktionieren von Energieversorgung, Geldautomaten, Navigation oder Börsenhandel. Ohne die über Satelliten gewonnen Daten sind auch globaler Verlauf und regionale Folgen des Klimawandels bedeutend schwerer zu erfassen. Das zuverlässige und nachhaltige Funktionieren dieser weltraumbasierten Infrastruktur zu gewährleisten, ist damit in vielerlei Hinsicht überlebenswichtig für die menschliche Zivilisation.
 
Nach einer Einführung in die grundsätzliche wirtschaftliche Bedeutung des Technologiefelds „Weltraum“ wird der Vortrag am Beispiel der wirtschaftlichen und strategischen Bedeutung von Satellitendaten vertieft aufzeigen, welches enorme Potential die über Satelliten gewonnen Daten beinhalten, um Antworten auf die komplexen Fragen und globalen Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Die Entwicklung u.a. von neuen Satellitenkonstellationen im Bereich der Erdbeobachtung (EO) ist in diesem Zusammenhang eine große Chance für viele Industrien. Es wird erwartet, dass der kommerzielle EO-Markt weiterhin stark wachsen wird, vor allem aufgrund der Kommerzialisierung von EO-Diensten und Datenverkäufen. Aktuell erlebt die Raumfahrt einen enormen Aufschwung, der unter anderem auf zwei Faktoren zurückzuführen ist:

  1. Steigendes Angebot an Daten: Es werden in den nächsten Jahren über 1,700 Satelliten jährlich in den Orbit gebracht werden. Neu entstehende kommerzielle Satellitenkonstellationen zeichnen sich durch höhere räumliche Auflösung und kontinuierliche Abdeckung aus. Sie werden in naher Zukunft mehr und innovative Daten produzieren.
  2. Steigende Nachfrage nach Daten: Die multiplen Herausforderungen und strategischen Megatrends der heutigen Zeit zwingen uns, Antworten zu finden und die Auswirkungen unseres Handelns besser zu verstehen. Dadurch entsteht ein enormer Bedarf an neuen Daten. Sicherheit, Klima und ESG-Anforderungen sind hier nur einige Beispiele. Objektive Daten aus dem Weltraum werden bei dieser Entwicklung absehbar eine wichtige Rolle spielen.              

Diese Treiber führen zu einem exponentiell wachsenden Markt, in dem ein riesiges Potenzial für privatwirtschaftliche Unternehmen steckt. Die größte Herausforderung, aber auch der größte wirtschaftliche Nutzen, liegt in der Verwandlung der Datenmengen in anwendbare Informationen und Erkenntnisse, wobei deutschen und europäischen Unternehmen eine tragende Rolle zukommen wird.
 

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© CASSIS

Ablauf

Begrüßung:

Dr. Enrico Fels
Geschäftsführer des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies, Universität Bonn

Vortrag:

Dr. Arne Gausepohl
Managing Director OHB Digital Services

Moderation:

Dr. Cedric Bierganns
Referent Sicherheitspolitik und Bundeswehr, Büro Bundesstadt Bonn der Konrad-Adenauer-Stiftung

In enger Zusammenarbeit von:

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