Eine europäische Strategie für den Mittelmeerraum: Herausforderungen und Chancen (Reihe "Deutsch-Französischer Strategischer Dialog")

June 30, 2021, 6:30 - 8:00 p.m. CET

Das Aufeinandertreffen französischer und türkischer Kriegsschiffe vor der Küste Libyens im Juni 2020 war der Höhepunkt eines Streits, der schon seit vielen Jahren schwelte. Ob Berg-Karabach, Libyen, Syrien oder der Gasstreit im Mittelmeer: In den wichtigsten Konflikten der Region stehen sich Frankreich und die Türkei feindlich gegenüber.
Seit der Suez-Krise (1956) hatte sich die europäische Außenpolitik gegenüber dem Nahen Osten und dem Südlichen Mittelmeer in einem US-zentristischen Rahmen bewegt. Diesen Rahmen gibt es nun nicht mehr: Durch ihren Rückzug aus dem Östlichen Mittelmeer und aus großen Teilen des Nahen und Mittleren Ostens haben die USA ein Machtvakuum hinterlassen, das für die Türkei neue Möglichkeiten eröffnet. Frankreich, das sich als Ordnungsmacht in der Region sieht, betrachtet die türkischen Ambitionen mit Argwohn. Sie seien Teil einer breitangelegten Politik, die viel über den Zustand der NATO aussage und eine koordinierte Reaktion der Allianz und der EU erfordere. Doch die Türkei, die sich außenpolitisch gerne ambivalent verhält, hat gezeigt, dass sie in manchen Gebieten ein guter Partner sein kann und weiterhin Interesse an guten Beziehungen zur EU hat.
Deutschland tut sich besonders schwer mit einem Kurs. Dies wird nicht nur durch das ambivalente Verhältnis zur Türkei illustriert, sondern zeigte sich bereits am Auseinanderdriften der strategischen Ziele der Bundesrepublik und Frankreichs im Bürgerkriegsland Libyen und im jüngsten Aufflammen des Westsaharakonflikt, der die Lage im westlichen Mittelmeer einmal mehr verkompliziert. Unterschiedliche Interessen, historische Verbindungen und strategische Schwerpunktsetzungen erschweren somit schon im deutsch-französischen Kern die Entwicklung einer klaren europäischen Strategie für die Region.
Das Webinar nimmt die unterschiedlichen Positionen in den Blick, ordnet sie in einen größeren historischen Kontext ein und formuliert Handlungsoptionen für die Zukunft.

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© CASSIS

Ablauf

Participants:
Dr. Hürcan Aslı Aksoy
Stellvertretende Leiterin Centrum für angewandte Türkeistudien (CATS), SWP

Prof. Ulrich Schlie
Henry Kissinger Professur für Sicherheits- und Strategieforschung und Direktor des CASSIS, Universität Bonn

Dr. Bruno Tertrais
Deputy Director Fondation pour la Recherche Stratégique (FRS)

Moderation:
Andreas Noll
Deutschlandfunk


Weitere Informationen

Supported by the Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn.

This event was held in German and French. Simultaneous interpreting was provided for viewers and participants.


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