Aus Sicht von Dr. Joachim Weber sei es zunächst eine gute Nachricht, dass der tatverdächtige Ukrainer nach Deutschland überstellt und anschließend befragt werden könne, um möglichst viele Erkenntnisse über die Verantwortlichen der Pipeline-Sprengung zu gewinnen. Immerhin gehe es dabei um „[...] den größten, folgenschwersten, im Ergebnis auch teuersten Anschlag auf deutsche Infrastrukturen, den es seit dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat", so der Sicherheitsexperte. Die indirekten Schäden beliefen sich auf Hunderte von Milliarden Euro. Laut Dr. Weber gebe es derzeit zahlreiche Indizien dafür, dass die Ukraine im Sabotageakt involviert war. Sollte dies zutreffen, könne Deutschland nur schwer wieder „zur Tagesordnung" seiner Beziehungen mit der Ukraine übergehen, erklärte Dr. Weber.
Gleichzeitig warnte Dr. Weber davor, voreilige Schlüsse zu ziehen und Ukraines Präsidenten Selenskyj pauschal zu beschuldigen. Es könne sein, dass die Geheimdienste und das Militär der Ukraine selbstständig den Anschlag verübt haben und dass Selenskyj dabei „[...] bei der Entscheidungsfindung umgangen worden ist [...]“, erkannte Dr. Weber.
Zum Schluss des Gespräches fasste der Politologe die Folgen des Nord-Stream-Anschlags auf den Schutz maritimer Infrastrukturen in der Ostsee zusammen. Auch wenn sich nicht alle maritime Infrastrukturen permanent schützen ließen, sei der Bundesregierung die Bedrohungslage in der Ostsee klar: „Es hat sich einiges getan in den maritimen Strukturen, weiteres ist im Wachsen, werden und entstehen."