Dr. Joachim Weber im Gespräch mit Phoenix zum 50-jährigen Bestehen der Schlussakte von Helsinki Dr. Joachim Weber bei Phoenix zum 50-jährigen Bestehen der Schlussakte von Helsinki

Dr. Joachim Weber erklärte zunächst den Entstehungskontext der Schlussakte von Helsinki. Ihre Unterzeichnung stelle ein Resultat einer seit den 1960-er Jahren andauernden Stabilisierung der internationalen Beziehungen dar, die jedoch vom sowjetischen Einmarsch in Afghanistan im Jahr 1979 rasch ausgebremst werden sollte. Der Sicherheitsexperte fasste anschließend die Grundsätze der Schlussakte zusammen: Anerkennung der im Zweiten Weltkrieg stattgefundenen territorialen Änderungen in Europa, Verzicht auf die militärische Regelung zwischenstaatlicher Konflikte und Achtung der Menschen- und Bürgerrechte. Ferner hob Dr. Weber die stabilisierende Rolle der in der Schlussakte beschlossenen Rüstungskontrolle hervor, die das Entstehungspotenzial von „Überraschungsangriffen" zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt reduziert habe. Zur Frage, inwiefern eine Wiederaufnahme ähnlicher Verträge zwischen dem Westen und Russland realistisch sei, zeigte sich Dr. Weber skeptisch. Unter Verweis auf Russlands Kriegswirtschaft und die Zunahme russischer Luftangriffe gegen militärische, aber auch zivile Ziele in der Ukraine erklärte der Sicherheitsexperte, dass Russland kein Interesse an einem Ende dessen Angriffskrieges gegen die Ukraine zeige. Dementsprechend unrealistisch sei eine baldige Neuauflage der Schlussakte von Helsinki, so Dr. Weber.