Das diesjährige Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin war das bisher größte in ihrer Geschichte. Mehr als 20 Staatschefs und zehn Vertreter internationaler Organisationen nahmen an dem Gipfel teil. Während dieser SOZ+ hielt Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping eine Rede, in der er prominent die Global Governance Initiative (GGI) des Landes ankündigte. Entwicklung, Sicherheit, Zivilisation und Governance bilden für Peking die vier Säulen für den Aufbau einer »Gemeinschaft mit einer gemeinsamen Zukunft der Menschheit« oder, konkreter, einer neuen Weltordnung. Daher ist es dringend geboten, dass Deutschland und Europa China in dieser Phase anhaltenden Umbruchs als globalstrategische Herausforderung begreifen.
Chinas Anspruch auf eine neue Weltordnung Chinas Anspruch auf eine neue Weltordnung
Dr. Nadine Godehardt und Prof. Dr. Maximilian Mayer
Nadine Godehardt und Maximilian Mayer analysieren Chinas Außenpolitik am Beispiel des SOZ-Gipfels 2025 in Tianjin, bei dem Xi Jinping seine Global Governance Initiative (GGI) präsentierte und zahlreiche bilaterale Treffen organisierte. Im Zentrum steht Chinas Versuch, über multilaterale Strukturen und bilaterale Netzwerke eine alternative Weltordnung zu etablieren, die sich von westlich-liberalen Prinzipien abgrenzt. Dabei betont Peking Gleichheit, Souveränität und Win-win-Kooperation, nutzt diese Narrative jedoch zur Stärkung eigener Macht und zur Ausweitung imperial anmutender Einflusszonen. Für Deutschland und Europa ergibt sich daraus die Notwendigkeit, neben handelspolitischen Fragen auch Chinas globale Ordnungsansprüche strategisch stärker in den Blick zu nehmen.