Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ordnet Dr. Enrico Fels, Geschäftsführer des CASSIS Bonn, im heute journal die sicherheits- und geopolitischen Dimensionen der europäischen Raumfahrtpolitik ein. In seinem Interview spricht er von einer „Zeitenwende im All“ – einem Paradigmenwechsel, der Europa zwingt, seine bisherigen Annahmen über strategische Autonomie im Weltraum zu hinterfragen.
Während die ESA ursprünglich gegründet wurde, um wissenschaftliche und technologische Exzellenz zu bündeln und Europa im internationalen Vergleich konkurrenzfähig zu halten, treten heute neue sicherheitspolitische Herausforderungen in den Vordergrund: von der Bedrohung durch Anti-Satellitenwaffen über Cyberangriffe auf orbitalen Infrastrukturen bis hin zur Notwendigkeit, kritische Weltraumdienste unabhängig gewährleisten zu können.
Die geplante Einrichtung eines Cybersicherheitszentrums in Darmstadt ist dabei ein wichtiger Schritt in Richtung Resilienz und Eigenständigkeit. Dr. Fels betont, dass Europa angesichts der zunehmenden Systemkonkurrenz zwischen den USA, China und Russland nicht nur ökonomische, sondern auch sicherheitspolitische Interessen im All verteidigen müsse. Dies erfordere eine strategische Neuaufstellung: mehr Investitionen, mehr politische Kohärenz und ein klares Bekenntnis zur europäischen Raumfahrt als Teil einer umfassenden Sicherheitsarchitektur.