Dr. Umbach betonte, dass die vergangenen Wochen erneut den Abstand zwischen dem Anspruch der EU, ein geopolitisch relevanter Akteur zu sein, und der tatsächlichen Einflussnahme deutlich gemacht hätten. Während Brüssel meist reaktiv agiere und US-Präsident Trump die EU nur begrenzt einbinde, verfüge Europa dennoch über wichtige Hebel, etwa bei Sanktionen, Sicherheitsgarantien und der Frage der Wiederaufbaufinanzierung, mit denen sich vor allem Frankreich bemühe, Europa wieder stärker ins Spiel zu bringen.
Als zentralen Kernpunkt der Verhandlungen beschrieb Umbach den möglichen NATO-Beitritt der Ukraine. Zwar sei die Bündnisfreiheit in der NATO-Grundakte von 1997 festgeschrieben und damals auch von Russland akzeptiert worden, doch Moskau lehne einen ukrainischen Beitritt weiterhin ab. Würde sich die NATO bestimmte Mitgliedschaften dauerhaft vorschreiben lassen, stelle dies aus seiner Sicht einen schwerwiegender Bruch europäischer Sicherheitsprinzipien mit globalen Folgen dar. Aus diesem Grund werde nun an einer Übergangszeit ohne ukrainischen NATO-Beitritt gearbeitet.
Umbach erinnerte daran, dass Russland die Bündnisfreiheit in der Vergangenheit faktisch akzeptiert habe, was sich etwa daran zeige, dass russische Truppen an der Grenze zum inzwischen der NATO beigetretenen Finnland stark ausgedünnt seien. Für strittige ukrainische Gebiete skizzierte Umbach mögliche Übergangsmodelle mit neutralem Status und internationaler, etwa UN-gestützter Verwaltung, gefolgt von freien Wahlen – verwies jedoch auf praktische Probleme wie die massenhafte Flucht der Bevölkerung. Zusätzlich warnte er davor, dass eine Abgabe der Krim an Russland langfristig militärisch hoch riskant wäre, auch für mehrere NATO-Staaten am Schwarzen Meer.