Vor allem unter den Ministerpräsidenten Baden-Württembergs finden sich echte Charaktere. Zum Beispiel Kurt Georg Kiesinger, "König Silberzunge," ein vorsichtiger Taktiker, der die Jahre des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aufstiegs Baden-Württembergs in der Nachkriegszeit maßgeblich geprägt hat. Seine Wahl zum Ministerpräsidenten 1958 war von scharfen Debatten über seine Vergangenheit in der NSDAP geprägt. Durch seinen Führungsstil als "Philosoph auf dem Landesthron," erhöhte er vor allem auf bildungspolitischem Wege das politische Gewicht Baden-Württembergs, bis er dann, auch wegen Unterstützung der Mehrheit des CSU-Präsidiums, 1966 Ludwig Erhards Kanzlernachfolge als Kompromisskandidat antrat.
Im Bundestag haben Landesgruppen, besonders aus Baden-Württemberg, traditionell großen Einfluss. Den Landesgruppen Baden-Württemberg hat es nie an Macht- und Selbstbewusstsein gefehlt und die Verbundenheit baden-württembergischer Politiker mit ihrem Bundesland zeigt gefestigte Identität.