Im Rahmen der Nürnberger Sicherheitstagung 2025 analysierte Prof. Dr. Ulrich Schlie, Direktor des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) sowie Inhaber des Henry Kissinger Lehrstuhls für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn, die tiefgreifenden Umbrüche in der internationalen Ordnung und ihre Auswirkungen auf Europa.
Vor dem Hintergrund der US-Innenpolitik unter Donald Trump und wachsender globaler Instabilität mahnte Schlie eine realistische Neubewertung europäischer Sicherheitspolitik an. Trumps Wiederwahl sei ein „Vorbote eines Systemwandels“, der die Vereinigten Staaten zunehmend von ihren traditionellen Verbündeten entferne. Europa müsse sich daher auf ein „post-amerikanisches Zeitalter“ einstellen – und sich sicherheitspolitisch wie strategisch neu aufstellen.
Gemeinsam mit anderen Expert:innen betonte Schlie, dass Europa künftig wesentlich mehr Verantwortung für seine eigene Sicherheit übernehmen müsse. Nicht zuletzt die militärische Dimension internationaler Macht dürfe nicht länger ausgeklammert oder romantisiert werden. Abschreckung, so der Tenor der Konferenz, könne nur durch glaubwürdige militärische Handlungsfähigkeit gewährleistet werden. In diesem Sinne forderte Schlie eine strategische Neuausrichtung: Europa müsse seine sicherheits- und verteidigungspolitische Abhängigkeit von den USA reduzieren und eigene Fähigkeiten stärken – nicht als Absage an die transatlantische Partnerschaft, sondern als notwendige Ergänzung in einer zunehmend multipolaren Weltordnung.