Im Kommentar „Schützt uns die NATO noch?“ beleuchtet Prof. Dr. Ulrich Schlie, Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn, die langfristige Dynamik innerhalb des NATO-Bündnisses kurz vor dem Gipfeltreffen. Er führt aus, dass Meinungsverschiedenheiten über Verteidigungsausgaben und Operationsteilnahme seit Jahrzehnten Teil der Allianz sind – doch gegenwärtig steht das gesamte Gefüge auf dem Prüfstand.„Die Gewichte zwischen Europa und Amerika“ verschieben sich, so Schlie, und fordern ein neues, ausgewogeneres Verständnis partnerschaftlichen Handelns. Zugleich warnt er, dass die Diskussion nicht nur transatlantisch, sondern auch innerhalb Europas geführt werden muss – wobei nationale Interessen, strategische Autonomie und gemeinsame Verantwortlichkeit in Einklang gebracht werden müssen. Schlie hebt hervor, dass die NATO ohne ein klares Signal Europas zur Lastenteilung erschüttert würde. Das Risiko: Ein Bündnis, das sich zunehmend auseinanderlebe, drohe sowohl militärische Glaubwürdigkeit als auch politische Kohärenz zu verlieren. Für ihn ist klar: Europas Sicherheit hängt davon ab, dass es nicht nur fordert, sondern selbst handelt. Nur so bleibt die NATO ein schlagkräftiges Schutzsystem – auch in einer zunehmend unberechenbaren Welt.
Prof. Dr. Ulrich Schlie bei Die Tagespost: Schützt uns die NATO noch? Prof. Dr. Ulrich Schlie bei Die Tagespost: Schützt uns die NATO noch?
Prof. Dr. Ulrich Schlie, Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn, analysiert vor dem anstehenden NATO-Gipfel, wie sich Machtverhältnisse im Bündnis zwischen den USA und Europa verschieben – und warum Europas Verantwortung jetzt zunehmen muss.

Prof. Dr. Ulrich Schlie bei Die Tagespost: Schützt uns die NATO noch?
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Ulrich Schlie ist Historiker, Politologe und seit 2020 Direktor des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) und der Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bonn.