Der Politologe und Sicherheitsexperte Dr. Frank Umbach warnte gleich zu Beginn des Gesprächs davor, die Kompromissbereitschaft Russlands zu überschätzen. Derzeit gebe es keinen Hinweis dafür, dass Russland seine Kriegsziele geändert hat. Im Gegenteil, die aktuelle Lage laufe eher „auf einen russischen Diktatfrieden hinaus", so Dr. Umbach. Der Politikwissenschaftler erinnerte etwa daran, dass Russlands Außenminister Sergei Lawrow zum Gipfeltreffen in Alaska am vergangenen Freitag mit einem Pullover erschien, auf dem die Kürzel der Sowjetunion abgebildet waren.
Hinsichtlich der Möglichkeit einer europäischen Friedensmission durch die jüngst gegründete „Koalition der Willigen" in der Ukraine zeigte sich Dr. Umbach skeptisch. Wladimir Putin werde aus sicherheits- und innenpolitischen Gründen keinen derartigen Einsatz akzeptieren. Allerdings erweise sich aus Sicht des Kreml der Einsatz einer defensiven und militärisch begrenzten Blauhelmmission zur Sicherung der russisch-ukrainischen Front als die realistischere Alternative, da eine solche Friedenstruppe gegenüber Russland keine abschreckende Wirkung entfalten könne, erklärte Dr. Umbach. Im Falle eines Wiederangriffs Russlands auf die Ukraine hätte eine derartige VN-Friedensmission der russischen Übermacht wenig entgegenzusetzen – zum Leidwesen der Ukraine.