Im Interview mit dem WDR analysiert Prof. Dr. Ulrich Schlie die außen- und sicherheitspolitischen Folgen der Wiederwahl Donald Trumps. Er sieht die transatlantischen Beziehungen in einer tiefen Krise: Trump stellt die NATO offen infrage und verbreitet gezielt Verunsicherung unter den Partnern der USA. Für Schlie ist klar: Europa – und besonders Deutschland – muss jetzt strategische Eigenständigkeit entwickeln und Rückgrat zeigen.
Trumps Politik folgt einer Logik nationaler Eigeninteressen, oft unter Einsatz von Druckmitteln wie Zöllen. Die EU hat bereits in seiner ersten Amtszeit erkennen müssen, dass sich die weltpolitische Lage grundlegend verändert hat – und dass blinder Verlass auf die Vereinigten Staaten nicht mehr tragfähig ist. Diese Entwicklung nutzt Wladimir Putin gezielt aus, um die Entfremdung zwischen Europa und Amerika weiter zu vertiefen. Gleichzeitig, so Schlie, könne Trumps Unberechenbarkeit auch für Russland gefährlich werden.
Ein besonderes Anliegen ist Schlie die Ukraine: Sie dürfe in ihrer proeuropäischen Ausrichtung jetzt keinesfalls im Stich gelassen werden. Die NATO bleibe ein strategisch wichtiges Bündnis – auch für die USA. Das müsse Europa gegenüber der neuen US-Regierung klar kommunizieren, um Geschlossenheit und Relevanz zu bewahren.