In seinem Interview mit der WELT betont Prof. Dr. Ulrich Schlie die sicherheits- und außenpolitischen Herausforderungen, vor denen Deutschland und Europa stehen. Die neue Bundesregierung müsse rasch ein strategisches Lagebild erarbeiten und dürfe nicht bei unkonkreten Koalitionsversprechen stehen bleiben – etwa beim geplanten Nationalen Sicherheitsrat, der dringend kohärent arbeiten und ressortübergreifend koordiniert werden müsse.
Zentrale Herausforderung sei das transatlantische Verhältnis: Mit Blick auf Donald Trumps Russland-Politik warnt Schlie vor einer Entfremdung zwischen Europa und den USA. Europa müsse mehr Verantwortung übernehmen und als strategischer Akteur handlungsfähig werden – insbesondere im Umgang mit Russland und der Ukraine.
Den US-Friedensplan zur Ukraine bewertet Schlie kritisch – er sei öffentlichkeitswirksam inszeniert, aber diplomatisch unausgereift. Für ihn steht fest: Europa muss stärker in sicherheitspolitische Verantwortung gehen, seine Wehrhaftigkeit ausbauen und eine gemeinsame Linie gegenüber autoritären Mächten finden.
Auch innenpolitisch fordert Schlie mehr Ernsthaftigkeit: Die sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit Deutschlands sei auf ein Minimum geschrumpft – jetzt brauche es strategisches Denken, militärische Fähigkeiten und eine enge Verzahnung zwischen Außen- und Verteidigungspolitik.