Deutschland muss sicherheitspolitisch grundlegend umdenken. Die „Zeitenwende" hat zwar zu militärischer Unterstützung der Ukraine geführt, aber keinen grundlegenden Mentalitätswandel angefacht. Das Deutschland der Nachkriegszeit hat über große Strecken so agiert, als hätten sich strategische Umbrüche der globalen Sicherheitsarchitektur nur zweitrangig auf es ausgewirkt.
Außen- und Sicherheitspolitik werden in Deutschland weiterhin als voneinander weitgehend unabhängig gedacht. In der Diplomatenausbildung spielen militärstrategische Inhalte keine Rolle und in der Ausbildung der Streitkräfte wird Operationsgeschichte vernachlässigt. Überlegungen zu einem deutschen Nationalen Sicherheitsrat, der beide Politikbereiche in sich vereinen könnte, sind bisher nicht umgesetzt.
Die Voraussetzung für strategisches Handeln ist ein klar bestimmtes Ziel, welches beispielsweise die Präambel des Grundgesetzes definiert: „in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“. Daraus ergibt sich, dass nationale Interessen mit der Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit in Einklang gebracht werden müssen.