26. Juni 2025

Sicherheitsstrategie: Warum Deutschland sich damit so schwertut. Prof. Dr. Ulrich Schlies Gastkommentar im Handelsblatt Sicherheitsstrategie: Warum Deutschland sich damit so schwertut

Nach der Wiedervereinigung hat Berlin seine neue Rolle innerhalb der globalen Sicherheitsarchitektur nur zögernd angenommen und alles Militärische weiter tabuisiert. Jetzt gehören Außen- und Sicherheitspolitik zusammen. Die Fortdauer der Allianzsolidarität innerhalb der NATO ist aktuell in Frage gestellt, weshalb sich Europa - und Deutschland im Speziellen - mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie die europäische Sicherheit auch ohne Unterstützung der USA gewahrt werden kann.

Sicherheitsstrategie: Warum Deutschland sich damit so schwertut
Sicherheitsstrategie: Warum Deutschland sich damit so schwertut © CASSIS
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Deutschland muss sicherheitspolitisch grundlegend umdenken. Die „Zeitenwende" hat zwar zu militärischer Unterstützung der Ukraine geführt, aber keinen grundlegenden Mentalitätswandel angefacht. Das Deutschland der Nachkriegszeit hat über große Strecken so agiert, als hätten sich strategische Umbrüche der globalen Sicherheitsarchitektur nur zweitrangig auf es ausgewirkt.

Außen- und Sicherheitspolitik werden in Deutschland weiterhin als voneinander weitgehend unabhängig gedacht. In der Diplomatenausbildung spielen militärstrategische Inhalte keine Rolle und in der Ausbildung der Streitkräfte wird Operationsgeschichte vernachlässigt. Überlegungen zu einem deutschen Nationalen Sicherheitsrat, der beide Politikbereiche in sich vereinen könnte, sind bisher nicht umgesetzt.

Die Voraussetzung für strategisches Handeln ist ein klar bestimmtes Ziel, welches beispielsweise die Präambel des Grundgesetzes definiert: „in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen“. Daraus ergibt sich, dass nationale Interessen mit der Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit in Einklang gebracht werden müssen.

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Prof. Dr. Ulrich Schlie ist Historiker, Politologe und seit 2020 Direktor des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) sowie Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bonn

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